Israel – Premier Tech existiert nicht mehr. Nach massiver Kritik von Fans, Rennveranstaltern, Sponsoren und den eigenen Fahrern wurde das staatliche Sponsoring des Teams beendet und Besitzer
Sylvan Adams zog sich zurück. Damit schien das Kapitel des israelischen Profi-Radsports vorerst geschlossen. Doch nun deutet sich ein überraschendes Comeback an: Israel möchte offenbar den Grand Départ der
Tour de France ausrichten.
Ein Vorhaben, das angesichts der politischen Lage kaum zu glauben ist. In den vergangenen zwei Jahren eskalierte die Situation im Nahen Osten dramatisch. Seit dem 7. Oktober 2023 kamen im Gazastreifen fast 70.000 Menschen ums Leben – die meisten von ihnen Zivilisten. Internationale Organisationen und Beobachter sprechen von einer humanitären Katastrophe und bezeichnen das Geschehen zunehmend als Völkermord.
Auch innerhalb des Sports hatte dies Konsequenzen. Das Team Israel – Premier Tech sah sich wachsendem Druck ausgesetzt. Sponsoren wie Premier Tech und der Fahrradhersteller Factor forderten ein klares Zeichen – der Rückzug des israelischen Staats aus dem Team war letztlich die Folge. Fahrer und Mitarbeiter berichteten von Anfeindungen und öffentlichem Druck, der die Situation untragbar machte.
Umso erstaunlicher wirkt nun die Aussage von Dafna Lang, Präsident des israelischen Radsportverbands. In einem Interview mit L’Équipe erklärte er, dass das Land trotz allem große sportliche Ambitionen hege. „Ich kann Ihnen jetzt noch nicht sagen, dass wir uns um die Tour de France bewerben oder sie organisieren werden, aber wir hören nie auf zu träumen“, sagte Lang. „Ich kann nicht für Sylvan Adams sprechen, aber ich glaube, dass wir, sobald wir einen stabilen Frieden haben, viele Projekte auf höchstem Niveau verwirklichen werden, indem wir die Welt willkommen heißen.“
Die Anti-Israel-Proteste waren die große Geschichte der Vuelta 2025. @Imago
Die Grundlage für diese Pläne bildet der derzeit fragile Waffenstillstand, der jederzeit zu kippen droht. Dennoch zeigt sich Lang zuversichtlich: „Wir sind ein sehr optimistisches Volk. Wir haben bereits den Giro hierher gebracht, also ist alles möglich.“
Ob und wann die Tour de France tatsächlich in Israel starten könnte, ist völlig offen. Doch allein die Aussicht auf eine erneute internationale Großveranstaltung zeigt, dass Israel im Radsport noch nicht endgültig Geschichte sein will.