„Die Wahrheit wird ans Licht kommen“ – Bradley Wiggins deutet neue Enthüllungen über das Team Sky an

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 21 Oktober 2025 um 18:00
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Mehr als ein Jahrzehnt nach seinem historischen Tour-de-France-Sieg sorgt Sir Bradley Wiggins erneut für Aufsehen. Der britische Tour-Champion von 2012 deutete in einem Interview mit BBC Radio 4 an, dass noch nicht alle Kapitel über die umstrittene Ära des Teams Sky geschrieben sind – jene Zeit, die das goldene Jahrzehnt des britischen Radsports prägte.
„Ich wurde in eine Situation gebracht, in der ich etwas Negatives beweisen musste“, sagte Wiggins. „Die Geschichte, die daraus entstand, war voller Anspielungen und Vermutungen. Hinter den Kulissen lief vieles ab – und das hält bis heute an. Ich denke, die Wahrheit wird irgendwann ans Licht kommen.“

Schatten über den Sky-Jahren

In seiner neuen Autobiografie The Chain blickt Wiggins auf seine glanzvolle, aber turbulente Karriere zurück – vom Triumph bei der Tour de France und den Olympischen Spielen bis hin zu den Kontroversen rund um seine Zeit beim heutigen INEOS Grenadiers, dem damaligen Team Sky.
Wiggins war der erste Brite, der die Tour de France gewann
Wiggins war der erste Brite, der die Tour de France gewann
Das Team unter der Leitung von Sir Dave Brailsford geriet wegen der Verwendung des Kortikosteroids Triamcinolon in die Kritik, das Wiggins im Rahmen von therapeutischen Ausnahmegenehmigungen (TUEs) in den Jahren vor seinem Toursieg erhielt. Eine spätere parlamentarische Untersuchung im Vereinigten Königreich kam zu dem Schluss, dass Sky bei der Auslegung dieser medizinischen Genehmigungen „eine ethische Grenze überschritten“ habe – auch wenn nie ein formeller Dopingverstoß festgestellt wurde.
In The Chain betont Wiggins seine Unschuld, erhebt aber schwere Vorwürfe gegen sein damaliges Team. „Team Sky hat mich vor den Bus geworfen“, sagte er der Times im Vorfeld der Buchveröffentlichung. „Es ging um etwas Größeres.“ Seine Aussagen gegenüber der BBC knüpfen daran an – und deuten an, dass noch unbekannte Details existieren, die bislang im Verborgenen liegen.

„Ich musste es zu Ende bringen“

Der heute 45-Jährige spricht offen über die seelischen Folgen dieser Jahre. „Es löste eine Welle von Presseartikeln aus, vor allem von der Daily Mail, und einige unterstellten mir, ich würde lügen“, sagte Wiggins. „Aber von diesem Moment an wusste ich, dass ich das alles durchstehen und verstehen musste.“
Ein großer Teil von The Chain befasst sich mit seiner schwierigen Kindheit, dem Missbrauch, den er erlebte, und seinem späteren Kampf mit Kokainsucht und Selbstzweifeln. Wiggins’ neue Offenheit hat die Radsportwelt bewegt – vor allem, weil er auch andeutet, dass andere innerhalb der Sky-Struktur von Untersuchungen verschont geblieben seien. „Es wird ans Licht kommen“, wiederholte er, wie bereits in einem Interview mit der Times in der Vorwoche.

Vom Skandal zur Selbstfindung

Seit seinem Rücktritt 2016 kämpfte Wiggins mit Bankrott, Suchtproblemen und einem zerrütteten Selbstbild. Die schillernde „Wiggo“-Persona, einst Symbol britischer Euphorie, war für ihn längst nur noch eine Maske. „Ich bin für mein Leben selbst verantwortlich“, sagte er. „Ich hätte mehr Verantwortung übernehmen sollen und mich nicht auf andere verlassen dürfen.“
Mittlerweile ist Wiggins seit über einem Jahr clean und führt ein diszipliniertes Leben. Das Schreiben seiner Autobiografie war für ihn ein Schritt zur Aufarbeitung. „Warum jetzt? Weil ich endlich eine bessere Version meiner selbst bin“, erklärte er. „Ich wollte meine Geschichte in meinen eigenen Worten erzählen – ehrlich und vollständig.“
Für Radsportfans bleibt jedoch eine Frage offen: Welche Geheimnisse wird Wiggins noch lüften? Seine wiederholte Aussage, dass „die Wahrheit ans Licht kommen wird“, sorgt dafür, dass die Geschichte des Teams Sky – und die Ära, die den britischen Radsport revolutionierte – spannender und umstrittener ist denn je.
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