Wout Van Aert gehört unbestritten zu den vielseitigsten und beeindruckendsten Fahrern des Pelotons – doch seine letzten Saisons waren geprägt von einem wiederkehrenden Muster: Krankheiten, Entzündungen und Rückschläge, meist genau dann, wenn es auf die entscheidenden Klassiker oder Grand Tours zuging. In der jüngsten Folge des Podcasts Wuyts & Vlaeminck gingen
Michel Wuyts und
Greg van Avermaet der Frage nach: Warum ist Van Aert immer wieder körperlich angeschlagen?
Wuyts sieht den Grund unter anderem im spezifischen Trainingsansatz von Van Aert und seinem Team
Visma - Lease a Bike. „Er trainiert sehr gezielt, sehr exakt – das ist gut, aber auch belastend“, erklärt Wuyts. „Wenn das Immunsystem einmal geschwächt ist, wie es nach langen Trainingsblöcken oft vorkommt, ist der Körper anfälliger für Infekte. Und genau das scheint sich bei ihm zu wiederholen.“
Greg van Avermaet, selbst Olympiasieger und langjähriger Profi, fügt eine zusätzliche Perspektive hinzu: das Familienleben. „Wouts Kinder bringen Keime mit nach Hause, wie es bei kleinen Kindern ganz normal ist. Aber für jemanden mit einem ohnehin beanspruchten Immunsystem können diese Keime zum Problem werden“, so der 39-Jährige. Van Aerts Söhne Georges (4) und Jérôme (fast 2) seien eine große Freude – aber eben auch eine nicht zu unterschätzende Variable in der Regeneration.
Van Avermaet spricht aus eigener Erfahrung: „Ich war selbst Vater während meiner aktiven Karriere. Man schläft manchmal weniger, ist öfter kleinen Infekten ausgesetzt – das alles hat Einfluss auf die Erholung. Und genau da muss man in der Trainingsplanung realistisch sein.“
Beide Experten sind sich einig, dass Van Aert auf dem Scheideweg steht. Der Körper sendet Signale, und der Kopf will dennoch weiter Leistung bringen. Für Wuyts und van Avermaet ist klar: Eine feinere Abstimmung zwischen Trainingsbelastung, Regenerationsphasen und familiären Anforderungen ist entscheidend – wenn Van Aert seine beeindruckende Karriere nicht durch ständige Rückschläge gefährden will.