„Wout van Aert hat ein Problem mit dem, was auf ihn zukommt“ – Francesco Moser zweifelt an weiteren großen Siegen des Belgiers

Radsport
Montag, 17 November 2025 um 14:00
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Die italienische Radsportikone Francesco Moser hat ernsthafte Zweifel daran geäußert, ob Wout van Aert jemals die Flandern-Rundfahrt oder Paris–Roubaix gewinnen kann, und angedeutet, dass der Belgier in den entscheidenden Momenten, die die gnadenlosesten Eintagesrennen prägen, inzwischen überpowert wird.
Im Gespräch mit Het Laatste Nieuws stellte der ehemalige Weltmeister infrage, ob Van Aert noch den rennentscheidenden Punch besitzt, um jene Elitegruppe von Herausforderern zu bezwingen, die ihm Monument-Erfolge bislang konsequent verwehrt hat.
„Ich fürchte nein. Seine Gegner sind zu stark“, sagte Moser im Gespräch mit HLN, als er gefragt wurde, ob der Star von Team Visma | Lease a Bike realistisch noch Flandern oder Paris–Roubaix anpeilen könne. Er verwies auf den Tour-de-France-Etappensieg des Belgiers als isolierten Höhepunkt statt als Beleg für anhaltende Topform und ergänzte: „Diese Tour-Etappe in Paris war ein sehr schöner Sieg, aber er ist klar weniger leistungsfähig geworden.“
Laut Moser geht es nicht mehr nur um verpasste Chancen oder Pech, sondern um die schlichte Konkurrenzrealität: das wiederholte Duell mit mehreren Champions, die im letzten, entscheidenden Rennabschnitt derzeit schärfer sind. „Wenn dich drei oder vier Champions immer wieder schlagen, dann hast du ein Problem mit dem, was vor dir liegt.“

Von Van Aert bis ins gesamte Peloton – „der moderne Radsport ist ein risikobeladenes Schlachtfeld“

Moser betonte, dass Van Aerts Schwierigkeiten nicht isoliert betrachtet werden können. Vielmehr seien sie symptomatisch für eine tiefere und gefährlichere Verschiebung in der Wettbewerbs-DNA des Sports, in dem Fahrer lange vor der Schlussstunde zu extremen taktischen Risiken gedrängt werden.
Was früher kontrolliertem Schach ähnelte, gleiche heute einem rollenden Glücksspiel, in dem Positionskämpfe und unablässige Beschleunigungen weit vor dem Ziel beginnen statt erst innerhalb der letzten zehn Kilometer. „Die Fahrer von heute gehen säckeweise Risiken ein, sogar 60 Kilometer vor dem Ziel.“
Moser hob zudem die Rolle des Funkverkehrs und den Druck aus den Teamautos hervor und deutete an, dass Fahrer häufig zu riskanten Manövern gedrängt werden, statt ihren Einsatz und Instinkt selbst zu steuern.

Chaotische Finales, TV-getriebenes Spektakel und steigende Konsequenzen

Nach Mosers Ansicht ähneln moderne Finales nicht mehr der taktischen Präzision seiner Ära, sondern einem physischen und positionsbezogenen Sturm, in dem der Sieg nicht mehr allein von Stärke und Timing diktiert wird. „Im Finale wird es zum kompletten Casino. Sie schießen wie gnadenlose Gladiatoren nach vorn, um die ersten Reihen zu erreichen, wo dann kein Platz mehr ist.“
Er führte fort, dass Veranstalter und TV-Sender inzwischen maßgeblich Einfluss auf Streckengestaltung und Rennverlauf mit Blick auf Unterhaltung nehmen, was das Spektakel erhöht, aber die Sicherheitsreserven der Fahrer verringert.
Moser warnte, dass dieser Wandel zwar das gesamte Peloton betrifft, etablierte Stars, die weiterhin auf karriereprägende Siege aus sind – wie Van Aert –, den Druck und die Folgen jedoch am intensivsten zu spüren bekommen.
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