„Wir waren nur Lämmer auf der Schlachtbank, Kumpel“ – Geraint Thomas zeigt bei seiner letzten Tour Angriffslust

Radsport
Samstag, 12 Juli 2025 um 13:00
thomas
Mit 39 Jahren bestreitet Geraint Thomas aller Voraussicht nach seine letzte Tour de France – doch von Abschiedstournee keine Spur. Auf der 7. Etappe zur Mur-de-Bretagne griff der Waliser an und bewies, dass er weiterhin um Etappensiege mitkämpfen will.
„Es war ein superschneller Start, viele Teams wollten in die Gruppe“, erzählte Thomas im Watts Occurring-Podcast mit Teamkollege Luke Rowe. „Am Start waren wir 50/50, ob überhaupt eine Gruppe durchkommt. Aber selbst wenn UAE und Alpecin das Rennen kontrollieren wollen – man überlässt ihnen nicht einfach das Kommando.“
Thomas schloss sich einer fünfköpfigen Ausreißergruppe an, doch der Vorsprung blieb stets überschaubar. „Wären wir acht oder zehn gewesen, wäre mehr möglich gewesen. Aber so? Wir waren nur zu fünft, sie haben uns nie wirklich fahren lassen. Im Grunde waren wir nur Lämmer auf der Schlachtbank, Kumpel.“

„Das 54er-Kettenblatt fühlte sich klein an“

Die Etappe war von Beginn an brutal schnell. „Wir flogen nur so dahin“, schilderte Thomas. „Ich hatte ein 54er-Kettenblatt drauf, und selbst das fühlte sich klein an.“ Dennoch bereute er seine Attacke nicht – im Gegenteil.
„Es war schön, mal rauszukommen aus dem Feld“, sagte er. „Die erste Woche war mental anstrengend. Jeder fährt wie verrückt, niemand gibt nach – selbst in Kreisverkehren. Da war es eine echte Erholung, einfach mal ein paar Stunden vorne zu fahren und abzuschalten.“
Erst gegen Ende der Etappe spürte Thomas die Hitze und Erschöpfung. „Die letzten 20 Kilometer waren hart. Keine Krämpfe, aber ich war nahe dran.“

Pogacar übernimmt wieder Gelb – Thomas bleibt gelassen

An der Mur-de-Bretagne war für die Ausreißer endgültig Schluss. Thomas wusste, dass der Tag der Favoriten kommen würde. „Wir wussten, dass wir eingeholt werden. Da fragt man sich: Will ich jetzt wirklich alles geben, nur um dann kurz vor dem Ziel zu platzen?“
Hinter ihm tobte der Kampf um Gelb. Tadej Pogacar gewann vor Jonas Vingegaard und sicherte sich seinen 101. Profisieg – den 19. bei der Tour – und das Gelbe Trikot zurück. Selbst Mathieu van der Poel musste an diesem Tag reißen lassen.
Thomas, der 2018 selbst in Gelb triumphierte, weiß, dass sein Team INEOS Grenadiers aktuell nicht zur Elite gehört. „Wir haben nicht mehr die Feuerkraft wie früher“, gibt er zu. Das letzte Podium für das einst dominante Team: sein eigener dritter Platz 2022.

„Noch zwei Drittel der Tour – wir geben nicht auf“

Die Etappe endete chaotisch. Thomas berichtete von dramatischen Szenen nach einem Sturz: „Ich kam um die Kurve und da standen Krankenwagen mitten auf der Straße. Jack Haig und João Almeida sahen schlimm aus. Almeida hielt sich das Handgelenk – er wirkte nicht sehr zuversichtlich.“
Was sein eigenes Team betrifft, sieht Thomas noch Steigerungspotenzial. „Carlos [Rodríguez] und Thymen [Arensman] – ihr Rennen beginnt nach dem Ruhetag. Wir haben noch Zeit.“
Und genau diese Zeit will der Tour-Sieger von 2018 nutzen. „Man muss positiv bleiben“, sagte Thomas abschließend. „Es geht darum, im Rennen zu bleiben. Zwei Drittel liegen noch vor uns.“
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