„Wir müssen klug fahren“ – Sloweniens Nationaltrainer Hauptman über Pogacar, Teamdynamik und die WM-Herausforderung in Kigali

Radsport
Mittwoch, 24 September 2025 um 16:00
Tadej Pogacar, Isaac del Toro
Der slowenische Nationaltrainer Andrej Hauptman erwartet, dass das Ergebnis des Straßenrennens der Weltmeisterschaften 2025 in Kigali nicht allein von der Stärke seiner Fahrer abhängt. Für ihn könnten auch die Teamkollegen von Tadej Pogacar aus dem UAE Team Emirates – XRG im Peloton eine Rolle spielen.
Die ruandische Hauptstadt ist erstmals Gastgeber der Weltmeisterschaften. Am 28. September wartet ein 273 Kilometer langer Kurs mit steilen Anstiegen, drückender Hitze und kaum Momenten der Erholung. Pogacar gilt nach seinem dominanten Tour-de-France-Sieg als Topfavorit. Hauptman warnte jedoch, dass Handelsloyalitäten und vertraute Allianzen Sloweniens Goldpläne komplizieren könnten. „Wenn Tadej und Isaac del Toro zusammenfahren, könnte das wichtig werden“, sagte er zu RTV Slovenia. „Isaac kennt ihn sehr gut. Das bedeutet nicht unbedingt, dass er für ihn fährt – aber im Eifer des Gefechts ist alles möglich.“

Eine goldene Generation mit vielen Optionen

Pogacar war bei UAE der unumstrittene Anführer, während sich das mexikanische Talent del Toro in dieser Saison beinahe den Giro d’Italia gesichert hätte. Für Hauptman liegt die Gefahr weniger im Verrat, sondern im Instinkt von Teamkollegen, die eine Saison Seite an Seite bestritten haben. Doch Slowenien baut nicht nur auf Pogacar. „Wir haben ein sehr starkes Team, nicht nur Tadej“, betonte er. „Matej Mohoric hat in Rennen wie Mailand–Sanremo oder bei der Tour immer wieder Großes gezeigt. Luka Mezgec ist ein zuverlässiger Arbeiter, auch unter schweren Bedingungen. Alle haben die Freiheit, aggressiv zu fahren, wenn sich die Gelegenheit ergibt.“
Mit Pogacar, Mohoric, Roglic und Novak bringt Slowenien eine Generation an den Start, die international Bewunderung auslöst. Hauptmans größte Herausforderung sieht er nicht in der Tiefe des Kaders, sondern im Gleichgewicht: Opportunisten wie Mohoric und Roglic sollen glänzen dürfen, ohne dass Pogacar isoliert bleibt, wenn es im Finale ernst wird.

Roglic als Joker

Primoz Roglic bleibt trotz seines Alters eine entscheidende Figur. „Primoz ist immer noch Primoz. Man schreibt ihn nie ab“, sagte Hauptman. „Nach jedem Rückschlag kommt er stärker zurück. Nur wenige Fahrer haben in ihrer Karriere so viele Siege eingefahren.“ Seine Präsenz bietet Slowenien eine zweite Karte, sollte Pogacar neutralisiert oder das Rennen außer Kontrolle geraten. „Wir können nicht nur für Tadej fahren und auch nicht nur für Primoz. Wir müssen klug bleiben und uns an die Rennsituation anpassen.“

Der Kigali-Test

Hauptman weiß, dass der Kurs Pogacar entgegenkommt. „Es ist hart, es gibt keine wirklichen Pausen. In der Hitze werden die Anstiege noch selektiver. Aber es wird unberechenbar – die Weltmeisterschaften sind es immer. Ein Regenbogen-Trikot ist nie leicht zu gewinnen, selbst für den besten Fahrer der Welt.“
Der Parcours mit engen Straßen und hoher Luftfeuchtigkeit passt zu Pogacars unnachgiebigem Kletterstil. Doch Hauptman erinnerte daran, dass der Unterschied zwischen Nationalteam und UAE spürbar ist. „Tadej ist es gewohnt, ein komplettes Team um sich zu haben. In Ruanda wird er starke Unterstützung haben, aber nicht die totale Kontrolle. Das ist die Herausforderung und die Schönheit der Weltmeisterschaften. Alles kann passieren.“

Die Streifen verteidigen

Pogacar trägt bereits das Regenbogen-Trikot nach seinem Triumph 2024 in Zürich. Vier Tour-de-France-Siege, ein Giro-Erfolg und Monument-Siege zieren sein Palmarès. Nun winkt Slowenien Historisches. „Unser Land hatte noch nie zwei Weltmeistertitel in Folge“, sagte Hauptman. „Jetzt ist die Chance da. Wir müssen klug, geduldig, aber auch bereit zu attackieren sein. Tadej ist unser Anführer, aber bei einer WM reicht ein Plan allein nicht.“
Mit Hitze, Höhenmetern und taktischen Spielen wird Kigali alle Karten auf den Tisch legen. Pogacar mag im Favoritenstatus starten – doch wie Hauptman betonte: „Entscheidend wird sein, wer neben ihm fährt, wer jagt und wer hinter den Kulissen die Fäden zieht.“
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