Marlen Reusser lehnt Doping-Legalisierung entschieden ab: „Ein Sieg durch Betrug macht keine Freude“

Radsport
Sonntag, 09 November 2025 um 10:00
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Marlen Reusser hat sich jüngst mit deutlichen Worten gegen Doping im Radsport positioniert. Für die Schweizer Zeitfahrweltmeisterin ist Fairness nicht nur ein sportliches Prinzip, sondern Teil ihrer persönlichen Identität. Der Gedanke, jemals zu leistungssteigernden Mitteln zu greifen, sei für sie völlig ausgeschlossen.
„Nein, überhaupt nicht. Einfach, weil ich es nicht brauche“, sagte Reusser in einem Interview mit SRF Kultur Sternstunden, als sie gefragt wurde, ob sie je in Versuchung gewesen sei zu dopen. „Ich betreibe Radsport, weil ich mich messen und alles daran genießen will. Wenn ich gewinnen würde, obwohl ich weiß, dass ich betrogen habe, hätte ich keine Freude daran. Ein großer Teil dessen, was ich liebe, wäre weg.“
Ihre klare Haltung gewinnt zusätzlich an Gewicht vor dem Hintergrund der geplanten „Enhanced Games“ im Jahr 2026 — Wettkämpfe, in denen Athleten ohne Anti-Doping-Regeln antreten könnten. Reusser sieht darin keinen Fortschritt:
„Ich bin sehr froh, dass Doping bei uns verboten ist – aus guten Gründen. Es ist ungesund und riskant; man kann daran sterben oder schwere Schäden davontragen. Als Sportlerin bin ich dankbar, dass ich das nicht tun muss.“
Doch schon im legalen Rahmen sei der Leistungsdruck enorm. Topniveau sei praktisch nur mit konstantem Höhentraining möglich, erklärt Reusser und erzählt offen, dass auch sie ein Höhenzelt nutzt: „Ich verbringe Wochen darin. Es gibt einfach weniger Sauerstoff – simulierte Höhe – und alle machen das. Manchmal denke ich: Wenn wir uns alle darauf einigen würden, das wegzulassen, könnten wir einfach zu Hause schlafen. Das wäre wunderbar.“
Vor allem aber warnt sie vor dem Dominoeffekt einer Dopingfreigabe: „Wenn alle dopen würden, müsste ich auch dopen, nur um konkurrenzfähig zu bleiben – und dabei massive Risiken eingehen. Das will ich nicht.“
Dass der Straßenradsport ohnehin gefährlich ist, ändert für sie nichts an der moralischen Grenze: „Ich weiß, dass ich bei einer Abfahrt sterben könnte. Das akzeptiere ich. Aber Doping bewusst zu erlauben – das ist eine andere Entscheidung.“ Die Enhanced Games nennt sie schließlich „ein sehr mutiges Experiment“, bleibt jedoch skeptisch.
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