Die
Tour de France bietet derzeit nicht nur sportliche Spannung auf der Straße, sondern auch reichlich Zündstoff abseits davon. Nachdem
Jonas Vingegaard zu Beginn der Etappe gestürzt war, zog sein
Team Visma | Lease a Bike nicht – wie viele erwarteten – Wout van Aert, Victor Campenaerts oder Matteo Jorgenson zurück, die versuchten, Teil der siegreichen Ausreißergruppe zu werden. Da alle Favoriten der Gesamtwertung bei Vingegaard geblieben waren, wirkte das auf
Tadej Pogacar wenig nachvollziehbar.
Der Slowene nutzte die Situation, um das Tempo in der Gruppe zu drücken – und ließ nach der Etappe mit einer spitzen Bemerkung aufhorchen: „Wenn ich an Jonas’ Stelle wäre, wäre ich heute Abend nicht der glücklichste am Esstisch.“ Eine Spitze, die im Visma-Lager alles andere als gut ankam. Dort wertete man Pogacars Kommentar als gezielten Versuch, Unruhe zu stiften.
Jonas Vingegaard reagierte im Interview mit dem dänischen TV-Sender TV2 ruhig, aber bestimmt: „Ich denke, er kritisiert eher mein Team als mich. Natürlich wäre es besser gewesen, wenn einer oder zwei Fahrer zurückgekommen wären. Aber das ist etwas, das wir später intern besprechen werden.“ Der Däne verzichtete bewusst darauf, einzelnen Fahrern oder Verantwortlichen die Schuld zuzuschieben – ließ aber durchblicken, dass ihn Pogacars Worte wenig begeisterten.
Es ist nicht das erste Mal, dass Pogacar einen Seitenhieb gegen Visma oder einzelne Fahrer setzt. Schon nach der 7. Etappe hatte er öffentlich die Zusammenarbeit von Vingegaard und Jorgenson am Mur-de-Bretagne in Frage gestellt – an jenem Tag, als Pogacar Jorgenson in einer kuriosen Szene sogar an einer Tankstelle anschob. Und auch auf der 15. Etappe sprach Pogacar offen über Attacken von Jorgenson, was Beobachter bereits als Anzeichen einer persönlichen Fehde deuteten.
Vingegaard stellte klar: „Die Verantwortung liegt bei der sportlichen Leitung. Wir werden dazu Gespräche führen müssen. Wenn ich nicht mit drei Teamkollegen zurück ins Feld komme, muss man eine Entscheidung treffen.“
Der verbale Schlagabtausch dürfte die ohnehin schon aufgeheizte Atmosphäre zwischen Pogacar und Visma weiter anheizen – auf und neben der Straße.