Paris-Nizza zählt zu den prestigeträchtigsten und anspruchsvollsten Etappenrennen im World-Tour-Kalender und lockt jedes Jahr einige der besten Kletterer, Sprinter und Klassikerfahrer an. Die diesjährige Ausgabe findet vom 9. bis 16. März statt. Ein Blick auf die entscheidende 8. Etappe.
Der Schlusstag von Paris-Nizza sorgt traditionell für Hochspannung. Die Strecke ist mit nur 120 Kilometern kurz, aber gespickt mit sechs Anstiegen, technischen Abfahrten und zahlreichen Haarnadelkurven. Der finale steile Anstieg könnte die Gesamtwertung noch einmal auf den Kopf stellen. Im Vergleich zu früheren Jahren ist der Auftakt diesmal etwas entschärft: Statt einer schnellen Abfolge von drei Anstiegen vor Peille gibt es nur einen längeren Anstieg, bevor das Finale in Nizza beginnt.
Der entscheidende Abschnitt der 8. Etappe beginnt mit dem Col de la Porte, einem 7 Kilometer langen Anstieg mit einer Durchschnittssteigung von 6,9 %. Der Gipfel liegt 70 Kilometer vor dem Ziel, gefolgt von einer technisch anspruchsvollen Abfahrt. Anschließend geht es direkt hinauf zur Côte de Peille – 6,5 Kilometer bei 6,9 %, gespickt mit Haarnadelkurven. In der Vergangenheit fielen hier bereits entscheidende Attacken. Der Gipfel liegt 41 Kilometer vor dem Ziel.
Dieses Jahr warten jedoch noch zwei weitere Schlüsselanstiege. Zunächst müssen die Fahrer einen Zwischensprint am Col d’Èze bewältigen – 1,6 Kilometer mit über 9 % Steigung. Der Gipfel liegt 25 Kilometer vor dem Ziel und könnte zum Schauplatz erster Angriffe werden, denn die folgende schnelle Abfahrt mündet direkt in den finalen Anstieg des Tages.
Dort wartet der Col des Quatre Chemins, ein Teil des Col d’Èze. Die Steigung beträgt 3,6 Kilometer mit durchschnittlich 8,8 %, doch die letzten Abschnitte sind noch anspruchsvoller. Rampen von bis zu 18 % machen diesen Anstieg zur perfekten Kulisse für einen entscheidenden Schlagabtausch. Der Gipfel liegt nur 9 Kilometer vor dem Ziel, gefolgt von einer rasanten Abfahrt hinunter zur Promenade des Anglais, wo das Rennen sein dramatisches Finale finden wird.
Der Regen wird endlich aufhören! Die Fahrer werden sogar die Sonne sehen, was dem Spitznamen "Race to the Sun" alle Ehre macht. Doch während die Sonne und die Wärme kommen, wird der Wind am letzten Tag des Rennens auch kommen. Ein sehr starker Nordwestwind am Meer bedeutet, dass die Fahrer auf dem Peille und den Quatre Chemins Rückenwind haben werden. Diese Anstiege sind zwar sehr kurvenreich, aber im Allgemeinen wird es dort Rückenwind geben.
Kampf um das Gelbe Trikot
Matteo Jorgenson hat in dieser Woche eine fehlerfreie Leistung gezeigt und bewiesen, dass er diese Etappe bereits beherrschen kann – schließlich triumphierte er hier im vergangenen Jahr. Es dürfte schwer werden, ihn noch zu schlagen. Tatsächlich muss er sich nur auf einen Konkurrenten wirklich konzentrieren: Florian Lipowitz.
Ohne Jonas Vingegaard fehlt Visma die gewohnte Unterstützung, was Jorgenson früh isolieren könnte, falls das Rennen aggressiv eröffnet wird. Doch am Ende muss er nur den Deutschen im Auge behalten, der mit einem Rückstand von 37 Sekunden als einziger echte Gefahr für das Gelbe Trikot gilt.
Lipowitz hingegen ist zum Angriff gezwungen. Sein Ziel wird es sein, bereits vor der Côte de Peille einen entscheidenden Vorsprung herauszufahren, doch selbst ein zweiter Platz wäre für ihn ein herausragendes Ergebnis. Am Schlussanstieg wird es schwer, den notwendigen Unterschied zu machen.
Thymen Arensman hat zwar noch Außenseiterchancen, doch der 1:20 Minuten große Rückstand macht ihn für Jorgenson weniger gefährlich. INEOS könnte versuchen, mit Magnus Sheffield und Tobias Foss offensive Akzente zu setzen, doch der Abstand ist groß genug, dass Jorgenson mit einer defensiven Strategie sein Gelbes Trikot verteidigen kann.
João Almeida wird vermutlich an der Côte de Peille attackieren – vorausgesetzt, er hat die Beine. Auch Brandon McNulty (derzeit 7.) könnte einen Vorstoß wagen, da beide nicht in den Positionen liegen, die sie sich erhofft hatten. Doch mit 2:40 bzw. 3:05 Minuten Rückstand auf Jorgenson geht es für sie wohl eher um einen Platz auf dem Podium oder den Etappensieg als um den Gesamtsieg.
Auch Clément Champoussin und Pablo Castrillo sind Kandidaten für den Tagessieg, nachdem sie sich am heutigen Tag stark präsentiert haben. Das Gleiche gilt für Felix Gall und Lenny Martínez, die als die besten Kletterer des Tages überzeugten. Sie könnten zudem die Freiheit haben, sich einer Ausreißergruppe anzuschließen, sofern sich die Gelegenheit bietet.
Außenseiter & mögliche Ausreißer
Diese Etappe könnte auch an einen Ausreißer gehen – und GC-Außenseiter wie Ilan van Wilder, Aurélien Paret-Peintre oder Max Schachmann könnten genau diese Chance nutzen.
Ein besonderer Name für den Tagessieg: Mads Pedersen. Der Däne hat in dieser Woche bewiesen, dass er in außergewöhnlicher Kletterform ist. Sollte das Wetter weiterhin schwierig bleiben, könnte er erneut überraschen.
Auch Mauro Schmid, Georg Steinhauser und Iván Romeo präsentierten sich heute stark und könnten am Schlusstag erneut ihre Chance suchen.
*** Ilan van Wilder, Felix Gall, Lenny Martínez
** Matteo Jorgenson, Florian Lipowitz, Clément Champoussin, Mads Pedersen, Mauro Schmid
* Thymen Arensman, Magnus Sheffield, João Almeida, Brandon McNulty, Pablo Castrillo, Aurélien Paret-Peintre, Georg Steinhauser, Iván Romeo
Auswahl: Felix Gall
Wie: Ausreißersieg
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