Der Giro d’Italia ist die erste Grand Tour der Saison – und in diesem Jahr beginnt er in einem Land, das zum ersten Mal in seiner Geschichte eine Grand Tour ausrichtet: Albanien. In der zweiten Hälfte des Rennens stehen mehrere Bergetappen auf dem Programm, während die erste Hälfte einige anspruchsvolle Abschnitte bietet – darunter auch eine Etappe, die über weite Teile des Strade-Bianche-Kurses führt. Wir werfen einen Blick auf die 6. Etappe.
Die 6. Etappe endet in Neapel – nach dem Erfolg der letzten Jahre erneut ein Zielort. Nach einigen hügeligen Tagen erwartet das Peloton diesmal jedoch ein flacheres Profil. Die Etappe ist lang, insgesamt 227 Kilometer, aber die schnellen Männer werden in den letzten Kilometern auf keine nennenswerten Hindernisse stoßen.
Potenza - Napoli, 227 Kilometer
Doch das bedeutet nicht automatisch, dass es zu einem Massensprint kommt. Es sind 2500 Höhenmeter zu bewältigen – und das alles in den letzten zwei Dritteln der Etappe. Auch die Distanz an sich wird für einige Fahrer eine Herausforderung darstellen. Vier Anstiege sind besonders erwähnenswert: ein erster Anstieg über 5 Kilometer mit durchschnittlich 4 %, ein langer Anstieg über 20 Kilometer sowie zwei weitere Anstiege, die schließlich 82 Kilometer vor dem Ziel enden. Gegen Ende des Tages wird die Ermüdung eine Rolle spielen – auch wenn ein Massensprint wahrscheinlich bleibt.
Das Finale ist traditionell und findet an einem bekannten Ort statt – also keine Überraschung für Fahrer, die regelmäßig beim Giro starten. In den letzten Kilometern gibt es ein paar nervöse Passagen, aber die letzten 1,2 Kilometer verlaufen schnurgerade entlang der Küste. Das bietet Gelegenheit, sich neu zu positionieren und einen klassischen Sprint zu lancieren.
Das Wetter
Karte Giro d'Italia 2025 Etappe 6
Am frühen Tag weht ein Südostwind, der sich im weiteren Verlauf in eine südliche Brise verwandelt, wenn das Peloton Richtung Neapel fährt. Das bedeutet: Rückenwind zu Beginn der Etappe und später meist Seitenwind. Das begünstigt leicht eine Ausreißergruppe – insbesondere, wenn der Start schwer zu kontrollieren ist und das Tempo hoch ist.
Allerdings haben bislang nur wenige Teams im Rennen ernsthaft versucht, Risiken einzugehen. Daher bleibt das realistischste Szenario weiterhin eine kleine Ausreißergruppe.
Die Favoriten
Mads Pedersen – Das ist Pedersens Etappe, keine Frage. Betrachtet man jedoch seine Schwierigkeiten am letzten Anstieg des heutigen Tages, könnte man meinen, dass sich die Müdigkeit langsam bemerkbar macht. Dennoch wird er beim Sprint dabei sein – es sei denn, etwas Unerwartetes passiert. Bisher hat er alle Anstiege gut überstanden, und auf dieser Etappe wird er ausreichend Zeit haben, sich vor dem Massensprint zu erholen. Zwar hat er keinen klassischen Anfahrerzug und ist nicht der schnellste Sprinter im Feld, aber die lange Distanz und die Höhenmeter dürften ihm an so einem Tag zugutekommen.
Hauptkonkurrenten – Die größten Rivalen kommen aus dem Kreis der Fahrer, die bereits auf Etappe 4 um den Sieg gekämpft haben – dort gewann bekanntlich überraschend Casper van Uden. Der Fahrer von Team dsm–firmenich PostNL ist definitiv wieder eine gefährliche Karte. Das Finale wird diesmal jedoch weniger chaotisch sein, und ich erwarte, dass die Anfahrerzüge besser funktionieren. Weltklasse ist jedoch keiner dieser Züge. Ich denke,
Olav Kooij wird ohne Wout van Aert, der aktuell mit seiner Positionierung zu kämpfen hat, nicht ideal unterstützt sein.
Kaden Groves hingegen könnte mit dem explosiven Jensen Plowright als Anfahrer die beste Ausgangslage haben. Namen wie Milan Fretin und Matteo Moschetti sind im Vergleich zu ihren Konkurrenten weniger prominent, aber ich glaube, sie haben durchaus die Geschwindigkeit, um diese Etappe zu gewinnen.
Prognose – Giro d’Italia 2025, Etappe 6:
*** Kaden Groves, Mads Pedersen, Olav Kooij
** Casper van Uden, Milan Fretin, Matteo Moschetti
* Sam Bennett, Gerben Thijssen, Paul Magnier, Maikel Zijlaard, Giovani Lonardi, Max Kanter, Corbin Strong, Orluis Aular
Auswahl: Kaden Groves
Wie: Regelmäßiger Haufensprint
Original: Rúben Silva