„Vingegaard ist nicht bei 110 Prozent“ – Experte erklärt Grund für Vismas vorsichtige Vuelta-Taktik

Radsport
durch Nic Gayer
Montag, 08 September 2025 um 15:30
JonasVingegaard (2)
Sechs Etappen vor dem Ziel der Vuelta a Espana 2025 führt Jonas Vingegaard die Gesamtwertung an – allerdings nicht mit der Dominanz, die viele vom zweifachen Tour-de-France-Sieger erwartet hatten.
Der dänische Kletterer feierte zwar bereits zwei Etappensiege, doch seine auffällige Zurückhaltung bei Angriffen sorgt für Diskussionen. Laut dem dänischen Experten Christian Moberg liegt die Erklärung sowohl in der körperlichen Form als auch in der taktischen Voraussicht.

Geduld statt Machtspielchen

„Ich habe immer noch nicht das Gefühl, dass Vingegaard bei 110 Prozent ist“, sagte Moberg gegenüber TV 2 Sport. „Seine Herangehensweise wirkt vorsichtig, und ich denke, das spiegelt seinen körperlichen Zustand wider. Er fährt kontrollierter, kalkulierter.“
Am zweiten Ruhetag beträgt Vingegaards Vorsprung auf Joao Almeida nur 48 Sekunden – kein komfortables Polster für seine Fans. Almeida, der für das UAE Team Emirates - XRG fährt, zeigt sich zunehmend selbstbewusst und konnte in der zweiten Woche Schritt für Schritt mit dem Dänen mithalten.
Trotz des knappen Abstands und Almeidas wachsender Stärke glaubt Moberg, dass Visma eher strategisch als reaktiv handelt. Vingegaard sei noch nicht ernsthaft unter Druck geraten – und wenn es darauf ankam, habe er geliefert.
Das zeigte sich auf der 14. Etappe, als Vingegaard Almeida auf der Ziellinie knapp schlug. Ein Ergebnis mit Symbolkraft: Der Däne bewies, dass er selbst ohne volles Risiko die Kontrolle behält. „Er fährt mit dem Kopf“, so Moberg. „Er lässt Almeida die Arbeit machen, setzt sich aber im entscheidenden Moment durch. Das zeugt von Erfahrung und Selbstvertrauen – auch ohne absolute Topform.“

Die eigentliche Prüfung steht noch bevor

In den Bergen überließ Visma zuletzt vor allem den Emiratis die Führungsarbeit – ein deutlicher Unterschied zur Tour, wo das Team stets das Tempo bestimmte. Bei dieser Vuelta wählte es einen abwartenden Ansatz, überließ anderen das Diktat und setzte nur punktuell Akzente.
Moberg sieht darin Kalkül: „Wir könnten in der letzten Woche einen aggressiveren Vingegaard erleben, wenn die Beine mitspielen. Aber im Moment ergibt es Sinn, nicht unnötig Streichhölzer zu verbrennen.“
Almeida hat den Dänen bisher an keinem Anstieg distanziert. Genau das könnte belegen, dass Vismas vorsichtige Strategie weniger aus Schwäche, sondern vielmehr aus Zuversicht geboren ist. Vingegaard führt nicht nur die Gesamtwertung an – er dominiert auch das Schachspiel, das jede Grand Tour begleitet.
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