Die 15. Etappe der
Vuelta a Espana 2025 bot deutlich mehr Drama als erwartet. Schon die ersten Anstiege setzten die Sprinter massiv unter Druck, eine große Ausreißergruppe prägte die Mitte des Rennens, und ein Protest sorgte vor dem Finale für Stürze und Chaos. Am Ende entschied eine kleine Spitzengruppe das Rennen, in der Mads Pedersen von LIDL-Trek die Übersicht behielt und im chaotischen Sprint seine Rivalen klar distanzierte. Damit sicherte er seinem Team den Etappensieg. Der ehemalige Vuelta-Sieger
Chris Horner nutzte den zweiten Ruhetag, um die Etappe und den bisherigen Rennverlauf zu analysieren.
Das anspruchsvolle Profil machte es für die schnellen Männer von Beginn an kompliziert. Zwei Anstiege innerhalb der ersten 30 Kilometer brachten die Sprinter mit Ambitionen früh ans Limit. Als die Fernsehbilder einsetzten, hatte eine große Ausreißergruppe bereits mehr als neun Minuten Vorsprung, darunter auch Pedersen. Für Horner war entscheidend, wie diese Gruppe zusammengesetzt war und wie die Fahrer ihre Kräfte verteilten – ein Schlüsselfaktor für die Taktik des Tages und letztlich auch für das Ergebnis.
Horner kritisiert Jay Vine scharf
Besonders deutlich wurde Horner bei seiner Analyse von
Jay Vine vom
UAE Team Emirates - XRG. Der Australier hatte sich schon früh mit Louis Vervaeke von Soudal - Quick-Step zusammengetan. Horner kommentierte unmissverständlich: „Jay Vine, du musst ein Schwachkopf sein. Das hier könnte ein Ruhetag für Jay Vine sein.“ Das UAE Team Emirates - XRG hatte die Vuelta bereits mit sieben Etappensiegen in den ersten 14 Tagen dominiert. Horner warf Vine vor, unnötig Kräfte zu verschwenden, obwohl sein Team noch mehrere starke Fahrer in der großen Gruppe hatte. „Das ist eine hirnrissige Aktion, Leute“, ergänzte er. Kritiker hatten schon zuvor hinterfragt, warum die Fahrer des Teams immer wieder Attacken fuhren, obwohl Joao Almeida gemeinsam mit Jonas Vingegaard im Kampf um das Rote Trikot stand.
Für zusätzlichen Wirbel sorgte ein Zwischenfall mit einem Demonstranten, der vom Straßenrand auf die Strecke stürzte und das Peloton ins Chaos riss. Mehrere Fahrer, darunter Javier Romo, kamen zu Fall. „Romo überfährt das Rad eines anderen Fahrers. Der Vorfall hat auch die Fahrer von Quick-Step gestört“, sagte Horner und legte nach: „Der Zuschauer, wie ich schon sagte, hat den Demonstranten zu Fall gebracht. Gut für dich. Ich hoffe, du schlägst dir ein paar Zähne aus.“
Nachdem sich das Feld wieder sortiert hatte, übernahmen LIDL-Trek und Movistar an der Spitze die Verantwortung und reduzierten den Vorsprung der Ausreißer kontinuierlich. Auch Bahrain - Victorious arbeitete mit, um die Ambitionen in der Gesamtwertung zu wahren. Horner beobachtete genau, wie Pedersen im Grünen Trikot seine Kräfte einteilte. „In jedem Moment, in dem er nach vorne fährt und zieht, muss man daran denken, ein paar Beine für den Sprint zu sparen“, erklärte er. Es war eine klare Erinnerung daran, dass auf den letzten Kilometern nicht rohe Kraft, sondern kluge Kontrolle entscheidend ist.
Im Finale folgten mehrere Attacken von Egan Bernal, Santiago Buitrago und Vine, doch keine führte zum Erfolg. Horner betonte, dass Sprinter wie Pedersen genau wissen, wann sie reagieren müssen. „Wenn man keine Sprinterbeine hat, will man keine Attacke auf der Straße fahren“, sagte er. Pedersen zwang andere, Energie zu vergeuden, während er sich auf den entscheidenden Moment konzentrierte.
Dieser kam auf dem letzten Kilometer: Vine startete einen letzten Angriff, den Pedersen sofort neutralisierte. Im anschließenden Sprint dominierte der Däne klar und ließ seinen Konkurrenten keine Chance. Nach vier Etappensiegen und dem Gewinn der Punktewertung beim Giro im Mai feierte Pedersen nun auch seinen ersten Vuelta-Etappensieg und liegt zudem in der Punktewertung vorne.