UCI leitet Verfahren gegen Dries De Bondt ein – mögliche Verletzung des Ethik-Codes nach Giro-Vorfall

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 20 Juni 2025 um 14:32
dries de bondt
Dries De Bondt droht Ärger mit dem Radsport-Weltverband. Nach seinem überraschenden Geständnis, beim Giro d’Italia 2025 einem Fahrer eines konkurrierenden Teams bewusst geholfen zu haben, beschäftigt sich nun die Ethik-Kommission der UCI mit dem Fall.
Konkret geht es um eine Szene auf der legendären Colle delle Finestre während der 20. Etappe: Als Simon Yates auf dem Weg zum Gesamtsieg war und seine direkten Rivalen Isaac Del Toro sowie Richard Carapaz zögerten, griff De Bondt, Fahrer des UCI-WorldTeams Decathlon AG2R La Mondiale, aktiv ins Renngeschehen ein. Für einige Minuten versuchte er, die Lücke zwischen dem Maglia Rosa und den Verfolgern zu schließen – zu Gunsten von Richard Carapaz.
Sein Motiv? Eigenes Karrieremarketing. Gegenüber dem Portal Wielerflits erklärte De Bondt sein Vorgehen offen: „Ich habe immer noch keine Klarheit von meinem Team erhalten, ob ich 2026 bleiben darf. Daher schien es mir eine gute Idee, mich während des Giro zu vermarkten.“ Er berichtete auch von einem Gespräch mit Ken Vanmarcke, Sportlicher Leiter bei EF Education-EasyPost: „Ich habe ihm gesagt: ‚Wenn ihr noch Fahrer für 2026 sucht – ich bin auf dem Markt.‘ Er meinte: ‚Hast du heute etwas vor? Es wird schwer, jemanden in die frühe Gruppe zu bekommen. Aber wenn du in einer entscheidenden Rennphase helfen kannst, könnte das ernst werden.‘ Das hat mich inspiriert zu tun, was ich für Carapaz getan habe.“
Sportlich blieben seine Bemühungen folgenlos: Yates verteidigte das Rosa Trikot souverän. Doch Disziplinarisch hat De Bondt mit Konsequenzen zu rechnen. In einer offiziellen Mitteilung erklärte die UCI:
„Nach einer vorläufigen Untersuchung der Äußerungen des Belgiers Dries De Bondt, Fahrer des UCI WorldTeam Decathlon AG2R La Mondiale, am Ende der 20. Etappe des Giro d’Italia (31. Mai), ist die Union Cycliste Internationale (UCI) zu dem Schluss gekommen, dass diese eindeutig die Integrität des Wettbewerbs in Frage stellen.“
Weiter heißt es:
„Nach seinen Äußerungen, über die mehrere Medien berichtet haben, hat Dries De Bondt absichtlich einem Fahrer des Teams EF Education-EasyPost geholfen, nachdem ihm einer der Sportdirektoren dieses Teams vorgeschlagen hatte, dass dies dem Fahrer helfen könnte, ein Vertragsangebot für die nächste Saison zu erhalten. Auf dieser Grundlage hat die UCI beschlossen, die Angelegenheit an ihre Ethik-Kommission zu verweisen, um eine Entscheidung über den Sachverhalt zu treffen und mögliche Sanktionen gegen den Fahrer und/oder den Sportdirektor zu erwägen, wenn sich herausstellt, dass ihr Verhalten gegen den UCI-Ethik-Code verstößt, insbesondere gegen Artikel 8.1 und 8.2 des Anhangs 2.“
Der Ethik-Code der UCI verpflichtet alle Angehörigen des Radsports zu Fairness, Loyalität und Integrität. Verstöße können mit Geldstrafen, Sperren oder Lizenzentzug geahndet werden.
Ob es für De Bondt ein Nachspiel gibt, entscheidet nun die Kommission – ein ungewöhnlicher Fall, der weit über sportliche Taktik hinausgeht.
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