Tiesj Benoot hat zwar einen großen Dreijahresvertrag beim ambitionierten Decathlon CMA CGM Team unterschrieben, doch der Belgier gibt zu, dass ihn der emotionale Preis für den Abschied von
Team Visma | Lease a Bike noch immer beschäftigt — vor allem wegen einer Person.
Der 31-Jährige war vier Saisons lang eine Säule des niederländischen Teams, mit Schlüsselrollen in den Klassikern und bei der Tour de France. Das Schwerste in seinem Sommer war jedoch nicht die Entscheidung, zu einem wachsenden Projekt bei Decathlon zu wechseln, sondern der Schritt weg von dem Teamkollegen, mit dem er die engste Bindung hatte:
Wout van Aert.
„Es war schön, einen guten Freund im Team zu haben…“
Im Gespräch mit Domestique sprach Benoot offen über die persönliche Seite des Wechsels. Obwohl er bereit für eine neue Herausforderung ist, weiß er, dass ein Teamwechsel den Verlust des Alltags an der Seite seines Landsmanns bedeutet. „Wouts Sieg in Calais ist eine meiner schönsten Erinnerungen an das Team, aber am Ende war es einfach schön, einen guten Freund im Team zu haben“, sagte er. „Das werde ich vermissen, aber es ist nicht das Ende der Welt – wir sind jetzt eben in verschiedenen Teams.“
Die beiden waren in ihren gemeinsamen Jahren unzertrennlich: lange Höhenlager, geteilte Führungsrollen im Frühjahr und Vollgas-Schichten bei der Tour de France im Dienst von Jonas Vingegaard. Benoot war weit mehr als ein Luxusdomestike — er wurde Van Aerts Sparringspartner, Kletterkollege und, nach eigener Aussage, einer seiner engsten Freunde im Peloton.
Abschied von Visma: „Ich hatte keinen wirklichen Grund zu gehen“
Selbst der Abschied von Visma war nicht einfach. Benoot betont, dass er sich nie weggedrängt, nie unterbewertet fühlte und es keinen Bruch gab — was die Entscheidung paradox schmerzhaft machte.
„Es war auf jeden Fall schwierig, Visma zu verlassen, weil ich keinen wirklichen Grund hatte zu gehen“, sagte er. „Ich war dort glücklich und vier Jahre lang ein stolzes Mitglied des Teams. Aber am Ende musste ich eine Entscheidung treffen… Es fühlte sich einfach wie ein guter Moment an, wieder aus meiner Komfortzone herauszutreten.“
Diese Ehrlichkeit unterstreicht den Schritt: kein Bruch, keine Reaktion, sondern eine kalkulierte Wette, dass die nächste Karrierephase mit mehr Verantwortung und einem frischen Umfeld einhergehen sollte.
Benoot wurde zu einem Schlüsselmann im Klassikerkern von Visma
Warum sich Decathlon richtig anfühlt — und warum der Wout-Faktor dennoch sticht
Der Belgier spricht begeistert über seine ersten Eindrücke im neuen Umfeld. Meetings, Testtage und erste Kontakte haben ihn überzeugt, dass er zu einem Projekt mit Schwung und Ambition stößt. Doch eines kann kein neues Trainingslager ersetzen: die Vertrautheit einer Freundschaft, gewachsen über Jahre gemeinsamen Drucks.
„Es ist wirklich besonders zu sehen, wie populär er ist… aber das ist etwas, womit ich nicht umgehen wollen würde“, sagte Benoot über den intensiven Fokus auf Van Aert. Es ist Bewunderung, durchsetzt mit Respekt — und Erleichterung — aber auch das Bewusstsein, nicht mehr Teil dieses inneren Zirkels zu sein.
Für einen so bodenständigen Fahrer wie Benoot steht der Wechsel zu Decathlon für eine berufliche Weiterentwicklung. Hinter den Transfer-Schlagzeilen liegt jedoch eine leisere Wahrheit: Der Abschied von Visma war nicht nur sportlich, sondern persönlich. Und die Distanz zu einem Teamkollegen, der zum echten Freund wurde, ist der Teil, der ihn am meisten trifft.