Thibau Nys vor der Tour de France: "Ich hoffe, dass sich die Arbeit auszahlt"

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 19 Juni 2025 um 13:30
nys
Thibau Nys steht an einem entscheidenden Punkt seiner Saison – und vielleicht seiner bisherigen Karriere. Während sein Team LIDL-Trek den endgültigen Kader für die Tour de France 2025 noch nicht bekannt gegeben hat, kämpft der 21-jährige Belgier darum, sich zu beweisen – körperlich, taktisch und als Teamspieler.
Ein Sturz Ende Mai im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada warf ihn empfindlich zurück. Die wichtige Vorbereitung wurde abrupt unterbrochen. „Das war ein wirklich böser Sturz, der die folgenden Wochen stark beeinträchtigt hat“, sagte Nys gegenüber Wielerflits. Zwar sei er „ganz gut“ aus dem Trainingslager zurückgekommen, doch nicht in der Form, auf die er gehofft hatte. „Ich habe mich nicht wirklich gut gefühlt.“
Mittlerweile scheint er die Verletzungsfolgen überwunden zu haben. „Der Sturz stört mich nicht mehr“, sagt er optimistisch. „Das einzige, was mir noch fehlen könnte, sind ein paar letzte Konditionsprozente.“
Die Baloise Belgium Tour, die derzeit läuft, sieht Nys als wichtige Standortbestimmung. Besonders interessiert ihn, ob er erstmals um eine Gesamtwertung mitfahren kann. „Und die Ardennenetappe nach Durbuy sollte mir auch liegen.“ Bereits der GP Gippingen sei ein ermutigender Test gewesen.
Ein neuralgischer Punkt bleibt das Zeitfahren – ausgerechnet in einer Disziplin, in der er auf Weltklassefahrer wie Filippo Ganna trifft. „Deshalb habe ich extra daran gearbeitet“, erklärt Nys. „Mein Zeitfahren ist noch nicht perfekt, aber ich habe ihm mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als ich es normalerweise tun würde.“ Er hofft, den Rückstand gering zu halten: „Unter dreißig Sekunden zu bleiben, wäre großartig.“
Doch selbst mit Formkurve und Einsatz bleibt seine Teilnahme an der Tour ungewiss. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich ausgewählt werde“, sagt Nys. „Ich muss gesund bleiben, mich in dieser Woche beweisen und dann werden wir sehen, wo ich stehe.“
Der Fokus des LIDL-Trek-Teams liegt ohnehin bereits auf Sprinter Jonathan Milan. Mads Pedersen, einer der Eckpfeiler der vergangenen Jahre, wird 2025 nicht an der Tour teilnehmen. Eine klare Führungsrolle erwartet Nys deshalb nicht – und das stört ihn nicht. „Ich denke, dass die Führung bereits komplett feststeht und dass ich dort keinen Platz habe“, sagt er nüchtern. „Das macht mir nichts aus, denn es gibt eine Menge erfahrener Jungs, die das zu einem guten Ende bringen können.“
Seine Rolle? Die sieht Nys in den „etwas schwierigeren Phasen“. Es ist ein realistischer Blick auf die interne Teamhierarchie – aber auch ein Zeichen von Reife: Wer bei der Tour de France helfen will, muss nicht immer ganz vorn fahren. Manchmal reicht es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Ob ihm das gelingt, wird sich in den kommenden Tagen entscheiden. Der Wille ist da – und die Hoffnung auch: „Wenn ich mich wirklich auf mein bestes Niveau steigern kann, dann denke ich, dass ich auf jeden Fall meinen Platz dort verdient habe.“
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