Stéphane Heulot verlässt Lotto – Führungskrise nach drei Jahren Erfolg und Spannungen

Die Nachricht vom Rücktritt Stéphane Heulots aus dem Management des Lotto-Teams hat in den vergangenen Tagen hohe Wellen geschlagen. Der Franzose war im Winter 2022 an Bord gekommen, unmittelbar nach dem Abstieg der belgischen Mannschaft aus der WorldTour.

Unter seiner Leitung gelang Lotto der rasche Wiederaufstieg: Zwei starke Saisons brachten das Team zurück in die Weltelite des Radsports. Doch in seiner dritten Amtszeit häuften sich die Schwierigkeiten – sportlich, atmosphärisch und finanziell.

Zwar war Lotto zu keinem Zeitpunkt ernsthaft vom erneuten Abstieg bedroht, doch der Mangel an Weltranglistenpunkten blieb ein konstantes Problem. Verletzungen und Formschwächen wichtiger Fahrer verhinderten, dass die Mannschaft ihr volles Potenzial ausschöpfen konnte.

Parallel dazu blieb die finanzielle Lage angespannt. Heulot fehlten die Mittel, um mit den Ressourcen der großen Teams mithalten zu können. „Das Budget war immer unser Handicap“, kommentierte er mehrfach. Der Geldmangel schränkte nicht nur den Kaderbau ein, sondern führte auch zum Verlust wertvoller Fahrer.

Auf der Suche nach Stabilität prüfte das Management eine mögliche Fusion mit Intermarché-Wanty – offenbar ohne Heulots Wissen. Laut übereinstimmenden Medienberichten soll gerade dieses Vorgehen hinter seinem Rücken einer der Hauptgründe für seinen Rückzug gewesen sein. Heulot selbst machte keinen Hehl daraus, dass er die Idee einer Fusion skeptisch sah.

In einem Interview mit Le Télégramme erklärte er: „Wir haben nicht mehr die gleiche Vision, um das Projekt weiterzuentwickeln, also ist es besser, sich zu trennen.“ Gegenüber Ouest-France ergänzte er: „Ich bin erleichtert. Es waren drei intensive Jahre, in denen wir hervorragende Ergebnisse erzielt und unvergessliche Momente erlebt haben, sowohl in menschlicher als auch in sportlicher Hinsicht.“

Offiziell verkündete Lotto den Abschied gestern Nachmittag in einer Pressemitteilung. Heulot selbst kündigte an, ab dem 30. September einen neuen Lebensabschnitt in seiner Heimat Bretagne zu beginnen, mit Projekten abseits des WorldTour-Betriebs.

Für Lotto beginnt nun eine Phase der Neuordnung. In den kommenden Wochen dürfte sich entscheiden, wie die Teamstruktur ohne Heulot aussieht – und ob die Fusionsgespräche mit Intermarché tatsächlich umgesetzt werden. Sicher ist: Mit dem Abgang des Direktors verliert die belgische Mannschaft einen Architekten ihres sportlichen Comebacks.