Wout van Aert ist ein überaus talentierter Fahrer mit großer Historie im Radsport. 2024 gewann er nur zweimal, doch beide Erfolge waren wohl die spektakulärsten Etappen des Giro d'Italia und der
Tour de France – in Siena und Paris. Er blickt auf diese zurück, spricht über seine ungebrochene Motivation, endlich ein Monument auf Kopfsteinpflaster zu gewinnen, und mehr.
„Ich habe das Gefühl, ich jage diese Rennen meine ganze Karriere. Sie wären wirklich das Sahnehäubchen. Sie würden mir alles bedeuten“, sagte van Aert mit Blick auf die
Flandern-Rundfahrt und
Paris-Roubaix in der New York Times.
Mehrfach war er nah dran, doch Rivalen wie Mathieu van der Poel und Tadej Pogacar in absoluter Topform verhinderten den Triumph – Pech kam in den vergangenen Jahren häufig dazu. Er gewann 2020 zwar Mailand–Sanremo und auch schon die Strade Bianche, doch die beiden Pflasterklassiker üben die größte Anziehung auf ihn aus.
„Als Jugendlicher habe ich diese Rennen gesehen und gedacht: Das will ich auch. Jetzt bin ich so nah dran wie nie, aber der Druck bleibt. In den vergangenen zwei Jahren bin ich als Topfavorit gestartet, und das ist manchmal schwierig“, gibt er zu. Auf dem Pflaster blüht der Belgier weiter auf, und obwohl ihm im Frühjahr der große Sieg verwehrt blieb, gewann er bei der Tour die Schlussetappe, nachdem er auf dem Kopfsteinpflasteranstieg nach Montmartre niemand Geringeren als Tadej Pogacar abschüttelte.
Das war wohl das Highlight seiner Saison. Er erinnert sich an den Anstieg, auf dem er die derzeitige Galionsfigur des Sports distanzierte: „In dem Moment habe ich über Funk kaum noch etwas gehört – nur Adrenalin und den Kampf mit mir selbst.“
Verletzungen und Team-Erfolg
Van Aert stürzte zuletzt häufig und zog sich Verletzungen zu, 2024 war dafür das beste Beispiel mit einem schweren Crash im Frühjahr und einem weiteren bei der Vuelta. „Mit zunehmendem Alter wird jede Verletzung schlimmer, und mit Familie verändert sich auch die Motivation.“ Diese monatelangen Pausen bremsen seine Entwicklung, während sowohl van der Poel als auch Pogacar seit Jahren große Verletzungen vermeiden konnten.
In den USA traf van Aert mehrere Prominente und sah live Basketball. Er wurde nach der Sportart gefragt und verglich das finanzielle System beider Welten: „Die NBA hat ein völlig anderes Finanzsystem als wir. Wir können davon viel lernen.“ Aktuell profitieren Radsportteams nicht von TV-Rechten. Obwohl der Sport so viel Geld generiert wie nie, wachsen auch die Unterschiede – ein großes Problem für kleinere Teams.
Zum Schluss wurde er nach der Balance zwischen Leader und Helferrolle bei
Team Visma | Lease a Bike gefragt. Seine Antwort: „Als Team zu gewinnen ist ein besonderes Gefühl, aber nichts geht über einen persönlichen Sieg. Ich muss auch ab und zu meine eigenen Chancen wahrnehmen.“