„Schlimmer konnte es nicht sein“ – Jonas Vingegaard erinnert an chaotische Protestszenen, die seinen Sieg bei der Vuelta a España 2025 überschatteten

Radsport
Freitag, 21 November 2025 um 18:00
Jonas Vingegaard
Jonas Vingegaard mag die Vuelta a España 2025 als Sieger beendet haben, doch in seinem Rückblick spielen Attacken, Bergduelle und Zeitabstände eine überraschend kleine Rolle. Stattdessen dominieren Bilder von unterbrochenen Etappen, Straßenblockaden, niedergerissenen Absperrungen und einer improvisierten Siegerehrung hinter verschlossenen Türen seine Erinnerungen an drei Wochen, die mehr Chaos als klassischen Grand-Tour-Rhythmus boten.
Nach einem kurzen Urlaub sprach der zweimalige Tour-de-France-Gewinner mit TV2 über das, was er selbst als eine der turbulentesten Rundfahrten seines Lebens bezeichnet. „Schlimmer kann es nicht werden“, sagte der 28-Jährige – und lobte gleichzeitig die Organisatoren, die „einen wirklich guten Job“ gemacht hätten, um eine Eskalation zu verhindern.
Die Vuelta 2025 wurde mehrfach durch Proteste gestört, die von umgeworfenen Barrikaden bis zu transparentgespannten Straßenblockaden reichten. In Madrid eskalierte die Lage so weit, dass die traditionelle Abschlussfeier abgesagt werden musste.

Gefahr am Streckenrand – aber keine Angst um die eigene Sicherheit

Trotz der intensiven Störungen betonte Vingegaard, nie das Gefühl gehabt zu haben, dass sein Leben in Gefahr sei. Ein Vorfall blieb ihm jedoch besonders im Gedächtnis.
„An einer Stelle hatte jemand einen Baum angesägt, sodass er auf die Straße fiel“, erklärte er. „Ich wurde dadurch nicht unsicher, weil so viele Motorräder und Autos vor uns unterwegs waren. Es wäre komisch gewesen, wenn sie das nicht gesehen hätten.“
Die Aktionen wirkten in ihrer Form uneinheitlich – mal politisch motiviert, mal von Gruppen getragen, die offenkundig nur den Rennablauf stören wollten. Für Vingegaard stand dabei eines fest: Die Fahrer selbst waren nicht Ziel der Wut.
„Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie uns etwas antun wollten, sondern das Rennen stoppen wollten“, sagte er. „In Madrid allerdings war klar, dass einige Leute einfach Ärger machen wollten. Sie machten es gefährlich, und es war richtig, das Rennen anzuhalten.“

Vingegaards Warnung: Aufmerksamkeit kann Proteste schüren

Eine der größten Befürchtungen des Dänen betrifft die mediale Wirkung solcher Aktionen. Er sieht das Risiko, dass Protestierende bewusst den Radsport suchen, weil sie dort maximale Sichtbarkeit erhalten.
„Je mehr Sendezeit sie bekommen, desto größer der Anreiz, solche Dinge zu tun“, warnte er. „Ich hoffe einfach, dass wir so fahren dürfen wie immer. Abgesehen von der Vuelta.“
Seine Worte spiegeln die Sorgen von Vuelta-Direktor Javier Guillén, der die Ereignisse als „völlig inakzeptabel“ bezeichnete und betonte, man dürfe diesen Entwicklungen keine Bühne für Nachahmer geben.

Sportlicher Triumph inmitten des Durcheinanders

Trotz aller Unruhe blieb das Sportliche nicht völlig auf der Strecke. Vingegaard sicherte sich den Sieg mit 1:16 Minuten Vorsprung auf João Almeida, nachdem er bereits bei der Tour de France und der Vuelta unglaubliche Form bewiesen hatte. Doch selbst dieser Triumph wird für ihn untrennbar mit einer Vuelta verbunden bleiben, die „alles andere als normal“ war.

Der Blick richtet sich auf 2026 – und erneut nach Spanien

Die Ereignisse werfen bereits Schatten auf die kommende Saison. Die Tour de France 2026 startet in Barcelona, und die ersten Tage führen durch Spanien – jenes Land, das bei der Vuelta Szenen erlebt hat, die den Radsport an die Belastungsgrenze brachten.
Vingegaard bleibt vorsichtig optimistisch: Er glaubt, dass die Lehren aus der Vuelta helfen, den Juli 2026 sicherer zu gestalten. Aber er zeigt auch, dass ihn die Bilder nicht völlig loslassen.
„Ich hoffe einfach, dass wir so fahren können, wie wir es immer getan haben“, sagt er – ein Satz, der gleichermaßen Wunsch, Warnung und Fazit ist.
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