„Mit Gesamtwertungsspezialisten wie Evenepoel, Lipowitz und Roglic im Team? Ich glaube nicht“ – Ex-Paris-Roubaix-Sieger sagt, Jordi Meeus’ Grand-Tour-Träume seien bei Red Bull vorbei

Radsport
Freitag, 21 November 2025 um 16:00
meeus
Der Blockbuster-Wechsel von Remco Evenepoel zu Red Bull – BORA – hansgrohe verändert die Statik des gesamten Projekts. Der Belgier ist nicht einfach ein Neuzugang, sondern der neue Angelpunkt einer Mannschaft, die sich radikal Richtung Gesamtwertung ausrichtet. Und wie Johan Vansummeren warnt, könnte dieser Fokus für einen anderen belgischen Leistungsträger Konsequenzen haben, die weh tun.
In seiner Kolumne für Het Belang van Limburg formulierte der Paris-Roubaix-Sieger von 2011 eine klare Prognose: Für Jordi Meeus, einstiger Etappensieger auf den Champs-Élysées, könnten die Chancen auf eine Tour-Nominierung 2026 rapide sinken.

„Ich fürchte für Meeus“ – Vansummeren findet deutliche Worte

Vansummerens Einschätzung ist nüchtern und brutal zugleich. „Ich fürchte für Jordi Meeus, dass eine Tour-Nominierung schwierig wird“, sagte er. Der Grund ist klar: Das Evenepoel-Projekt dominiert die internen Prioritäten, und jedes Puzzleteil der Mannschaft wird daran gemessen, ob es den Belgier im Kampf ums Gelbe Trikot unterstützt.
Evenepoel, Primoz Roglic und Florian Lipowitz bilden ein GC-Trio, das kaum Spielraum für einen reinen Sprinter lässt. Vansummeren stellte die entscheidende Frage: „Wird Red Bull – BORA – hansgrohe wirklich auf Sprintarbeit setzen, wenn mit Evenepoel, Lipowitz und Roglic drei GC-Fahrer im Team sind? Ich glaube nicht.“
Zumal die Tour 2026 mit einem Mannschaftszeitfahren startet – ein Auftakt, der nicht nur Aerodynamik, sondern ebenso kollektive Homogenität verlangt. In solchen Szenarien werden Sprinter schnell als Luxus betrachtet, nicht als Notwendigkeit.

Eine Tour-Strecke, die Remco nicht entgegenkommt – und Meeus erst recht nicht

Ironisch ist, dass diese Umstrukturierung in ein Jahr fällt, in dem die Tour de France nicht einmal optimal zu Evenepoels Stärken passt. Vansummeren brachte es auf den Punkt: „Remco bekommt absolut keine Tour, die für ihn maßgeschneidert ist.“
Es fehlen frühe Zeitfahrkilometer, das einzige relevante Einzelzeitfahren kommt spät, und die Route wird von steilen Anstiegen dominiert. Dass Evenepoel auf diesem Terrain über sich hinauswachsen muss, steht außer Frage. Doch genau das verschärft Meeus’ Lage: Je schwerer die Tour, desto kompromissloser die Kaderwahl.
Und je kompromissloser die Kaderwahl, desto weniger Platz bleibt für einen Sprinter.

Der Kollateralschaden eines GC-Wettrüstens

Die Gleichung ist einfach, aber hart: Eine Tour mit enormem Kletteranteil + ein Team, das alles auf GC setzt + drei Top-GC-Fahrer im Kader = kein Platz für einen Sprinter wie Meeus.
Vansummeren warnt vor einem Szenario, in dem die Ambitionen des einen zwangsläufig die Chancen des anderen verdrängen. In einem Team, das mittlerweile auf Podium und Gelb programmiert ist, werden Helfer mit spezifischem GC-Nutzen unverzichtbar – während ein Finisseur wie Meeus, der 2023 das prestigeträchtigste Sprintfinale der Welt gewann, plötzlich ohne Bühne dasteht.

2026 droht für Meeus ein bitteres Jahr zu werden

Meeus ist in bestechender Form, ein Sprinter mit Rennintelligenz, Erfahrung und der Fähigkeit, auf den größten Plattformen zu liefern. Doch sein Problem liegt nicht in den Beinen – sondern in der neuen Teamlogik.
Das GC-Wettrüsten hat die Werteskala bei Red Bull – BORA – hansgrohe verschoben. Und in dieser neuen Realität ist ein Sprinter nicht mehr der Mann, um den man einen Tour-Kader baut, sondern der erste, der aus ihm herausfällt.
Die Tour de France 2026, so deutet alles an, könnte für Jordi Meeus zu einem Rennen werden, in dem er nicht einmal am Start steht – nicht wegen mangelnder Leistung, sondern weil sich die tektonischen Platten des Teams unter seinen Füßen verschoben haben.
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading