PRESSEKONFERENZ Tadej Pogacar | Duell der Giganten: Slowene sieht Vingegaard als ernsthaften Gegner

Radsport
Freitag, 04 Juli 2025 um 12:39
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Tadej Pogacar gilt als der große Favorit auf den Sieg bei der Tour de France 2025. Der Slowene von UAE Team Emirates – XRG strebt seinen vierten Titel an, und erneut heißt sein größter Rivale Jonas Vingegaard. Bei der offiziellen Pressekonferenz vor dem Start sprach Pogacar über das erwartete Duell – Cyclinguptodate war in Lille live dabei.
Frage: In den letzten fünf Jahren habt ihr drei Touren gewonnen, Jonas zwei. Es ist noch nie passiert, dass zwei Fahrer vier Jahre in Folge Erster und Zweiter werden. Wie siehst du dieses Duell jetzt?
Antwort: Ja, die letzten fünf Jahre waren ziemlich intensiv – mit Jonas und auch mit anderen Fahrern. Ich denke, dieses Jahr wird es mehr oder weniger so wie in den letzten Jahren. Es wird spannend zu sehen, ob wir die Platzierungen wieder tauschen oder ob neue Fahrer dazwischenfunken. Ich denke, Jonas ist in sehr guter Form und ich freue mich auf das Duell – auch mit all den anderen auf den verschiedensten Terrainarten.
Frage: Du bist bisher der dominierende Fahrer der Saison – sie war nahezu perfekt. Gibt es aktuell Bereiche, in denen Jonas dir überlegen ist?
Antwort: Vielen Dank, ja, es war bisher wirklich eine großartige Saison. Als einer der Favoriten zur Tour zu kommen, ist eine Ehre. Ich hoffe, ich kann den Erwartungen gerecht werden. Jonas ist einer der Besten – wenn nicht sogar der Beste. Er kann großartige Zeitfahren absolvieren, manchmal besser als ich, manchmal schlechter.
Frage: Was denkst du über die ersten neun Etappen, die manche als Chance sehen, fünf Millionen Dollar zu gewinnen?
Antwort: Wie immer ist die erste Woche der Tour eine der intensivsten und nervösesten Phasen. Man kann die Tour de France in den ersten zehn Tagen bis zum ersten Ruhetag ziemlich leicht verlieren. Ich sehe diese erste Woche aber auch als eine Chance.
Es gibt viele schwere Ankünfte, knifflige Finals, nicht allzu viele reine Sprintetappen und auch ein Einzelzeitfahren. Ich denke nicht, dass mein Ziel sein sollte, schon in der ersten Woche alles zu entscheiden. Wie man so schön sagt: In der ersten Woche geht es vor allem darum, heil durchzukommen und sich nicht die ganze Tour zu verderben. Man muss konzentriert bleiben, Kräfte sparen für die letzte Woche – und einfach sehen, wie es sich entwickelt. Wenn du ohne große Schlagzeilen durchkommst, hast du die erste Woche gut überstanden.
Frage: Bei der Tour de France – überrascht dich immer noch, wie groß dieses Event ist? Gibt es Momente, etwa auf einem Berg oder in abgelegenen Gebieten, wo du dich unsicher fühlst?
Antwort: Ehrlich gesagt, ich fühle mich ziemlich oft unsicher auf dem Rad. Es ist, meiner Meinung nach, kein besonders sicherer Sport.
Schon im Training draußen auf der Straße – mit dem zunehmenden Verkehr und gestressten Autofahrern – setzt man jeden Tag sein Leben aufs Spiel. Und dann kommst du ins Rennen, wo alles abgesperrt ist, du fährst mit rund 170 anderen Fahrern, die du über die Jahre gut kennengelernt hast, gegeneinander.
Natürlich gibt es auch dort immer wieder Stürze oder Situationen, in denen man sich nicht sicher fühlt – das war schon immer so. In großen Städten oder an berühmten Radsport-Orten stehen viele Fans an der Strecke, da kann es gelegentlich zu Problemen kommen.
Aber ohne die Fans wäre dieser Sport schlicht langweilig. Sie machen den Reiz eines so großen Rennens erst aus. Es ist ein unglaubliches Gefühl, an so vielen Menschen vorbeizufahren, die deinen Namen oder den deines Teams rufen.
Die Fans machen das Rennen erst wirklich schön – sie sind es, die es lebendig machen.
Frage: Besonders in den Bergen – welche Etappe hältst du für die anspruchsvollste, die du bisher gefahren bist?
Antwort: Wir haben in diesem Jahr einige Bergankünfte, aber die letzte Woche in den Alpen ist definitiv die härteste. Die erste Alpenetappe hat rund 5.500 Höhenmeter mit nur drei, dafür aber riesigen Anstiegen – das ist wohl die schwierigste. Aber das heißt nicht automatisch, dass es die schlimmste ist.
Frage: In der Vergangenheit hast du oft Zwischensprints um Bonifikationen genutzt. In diesem Jahr gibt es sie nur noch im Ziel. Wird sich dadurch deine Taktik ändern oder ärgert dich das?
Antwort: Nein, ehrlich gesagt habe ich darauf gar nicht so sehr geachtet. Klar, Bonussprints bringen immer zusätzlichen Stress für die Klassementfahrer – besonders am Ende einer Etappe.
Ich persönlich war mit dieser Regelung schon öfter sehr nah dran. Aber ich habe das Gefühl, dass viele Fahrer die Regel nicht genau verstehen oder dass sie einfach nicht klar kommuniziert ist – also was genau die Strafe ist oder sein soll.
In diesem Jahr gab es viele „gelbe Karten“, aber als Fahrer im Feld – und das gilt für viele – kann ich sagen, dass man für so manche Belanglosigkeit auch Gelbe Karten verteilen könnte. Oft geht es nur darum, was im Fernsehen zu sehen ist. Wenn dort etwas passiert, muss jemand bestraft werden.
Ich finde, es ist eine etwas inkonsequente Regel. Vielleicht ist sie gar nicht so schlecht, aber sie müsste klarer und konsequenter angewendet werden. Mal sehen, wie das jetzt bei der Tour läuft. Vielleicht bewährt sich das System ja – aber es gibt auf jeden Fall noch Verbesserungspotenzial.
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