Im Rahmen der Team-Pressekonferenz von LIDL–Trek zur
Tour de France 2025 stellte sich der dänische Kletterstar
Mattias Skjelmose den Fragen der Medien. RadsportAktuell war vor Ort und sprach mit dem 24-Jährigen über seine Vorbereitung, mentale Hürden, seine Rolle im Team – und das gepunktete Trikot.
Frage: Mattias, wie ist Ihre Form vor der Tour, nachdem Sie sowohl das Critérium du Dauphiné als auch die Tour de Suisse ausgelassen haben?
Skjelmose:
Das ist schwer zu sagen, weil ich nur meinen eigenen Maßstab habe. Was ich bei der Dauphiné und der Tour de Suisse gesehen habe – alle fahren extrem schnell. Viel schneller als früher. Deshalb ist es schwer einzuschätzen, wie ich im Vergleich zu anderen dastehe. Ich denke, unter den Umständen habe ich alles so gut wie möglich vorbereitet. Ob es reicht, werden wir sehen.
Frage: Was ist Ihr Ziel bei dieser Tour?
Skjelmose:
Das lässt sich jetzt noch nicht sagen. Ich weiß nicht, wie die Form wirklich ist und wie sich die erste Woche entwickelt. Die wird hart – vor allem, wenn ich viel auf mich allein gestellt bin. Wir werden nach dem ersten Einzelzeitfahren Bilanz ziehen. Aber ich hätte kein Problem damit, auf Etappenjagd zu gehen oder das Bergtrikot ins Visier zu nehmen, wenn sich die Möglichkeit ergibt.
Frage: Im Januar sagten Sie, dass Sie eigentlich nicht zur Tour wollten. Gilt das immer noch – und wie hat sich das entwickelt?
Skjelmose:
Es war schwierig, und meine Krankheit hat das Gefühl nicht verbessert. Ich liebe das Rennen an sich – die Tour ist etwas Besonderes. Aber ich fühlte mich nicht bereit, vor allem wegen der ersten Woche. Es ist hart, ohne große Unterstützung im Flachen hierher zu kommen. Trotzdem freue ich mich darauf. Ich habe mich für einen anderen Weg entschieden, war sieben Wochen am Stück in der Höhe. Wir hoffen, das zahlt sich im schweren letzten Teil der Tour aus. Vielleicht bedeutet das, dass ich auf Etappen gehen muss – das habe ich bisher noch nie wirklich gemacht. Aber genau das macht es auch spannend.
Frage: Haben Sie mit dem Team offen darüber gesprochen, dass Sie eigentlich lieber eine andere Grand Tour fahren wollten?
Skjelmose:
Ja, das Team hat mir die Führung für den Giro im nächsten Jahr versprochen. Das hat mich überzeugt, in diesem Jahr alles für die Tour zu geben. Es gibt keinen Druck – eine gute Gesamtplatzierung ist nicht das Hauptziel. Wenn Jonathan Milan ein, zwei Etappen holt, ich vielleicht auch eine, und ich das Bergtrikot angreifen kann – dann wäre das ein großer Erfolg.
Frage: Hat Ihr Sieg in Andorra Ihre Zweifel an der Form etwas ausgeräumt?
Skjelmose:
Es war ein besonderes Rennen. 80 Prozent des Feldes kamen von einem viertägigen Rennen in Okzitanien, hatten eine lange Anreise hinter sich. Ich war top vorbereitet – schon seit fünf Wochen in der Höhe. Die Strecke lag auf 1500 Metern im Schnitt, das hat mir sehr geholfen. Klar, ich hätte gern mit einer Minute Vorsprung gewonnen. Aber ein Sieg ist ein Sieg – und ich habe Henrik, der Sechster beim Dauphiné war, deutlich geschlagen.
Frage: Sie haben gesagt, Otto Vergaerde sei wichtig für Sie. War es schwierig, dass er nicht im Aufgebot steht?
Skjelmose:
Natürlich war das eine harte Entscheidung. Johnny [Milan] ist die klare Priorität, und er braucht seine Leute. Es gibt im Team insgesamt nicht viele Berghelfer – damit müssen wir leben. Ich bin dieses Jahr jedes einzelne Rennen mit Otto gefahren. Klar, ich werde ihn vermissen, besonders in der ersten Woche. Aber ich hoffe, es ist nicht meine letzte Tour – und wenn ich wieder dabei bin, ist Otto es vielleicht auch.
Frage: Wie schwer war es mental, die krankheitsbedingten Rückschläge zu verkraften?
Skjelmose:
Es war unglaublich schwer. Wahrscheinlich der härteste Moment meiner Karriere. Erst wussten wir nicht, was es war – und dann kam es immer wieder. Ich war krank, dann ging’s kurz, dann wieder krank. Ich war wirklich niedergeschlagen. Ich saß manchmal stundenlang auf dem Sofa, konnte mich nicht motivieren, aufs Rad zu steigen oder Frühstück zu machen. Ohne meine Frau hätte ich es wohl nicht geschafft. Sie hat mich immer wieder aufgebaut.
Frage: Sie haben das Bergtrikot erwähnt – gibt es dafür eine konkrete Strategie oder entscheiden Sie das spontan im Rennen?
Skjelmose:
Es ist schwer zu planen. Die Tour hat viele große Bergetappen mit vielen Punkten. Soweit ich weiß, gibt es bei Coucherelle doppelte Punkte – und wenn Jonas die Etappe gewinnt, wird es schwierig. Aber das Bergtrikot ist möglich, weil die erste Woche relativ wenige Punkte bringt. Man hat also Zeit, später aufzuholen. Ich werde nicht krampfhaft um Platz 15 kämpfen. Ein Etappensieg oder das KOM-Trikot wären etwas Besonderes. In Paris auf dem Podium zu stehen – egal mit welchem Trikot – das ist groß.
Frage: Das gepunktete Trikot feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Was halten Sie vom Design?
Skjelmose:
Es hat sich nicht verändert – und ich mag es. Die Dänen haben eine schöne Geschichte damit: Bjarne Riis, Rasmussen, Magnus Cort, Michael Mørkøv... Ich durfte Ciccone helfen, es 2013 zu holen – das war besonders. Es sah cool an ihm aus. Mal sehen – vielleicht steht es auch mir.
Frage: Gibt es im Team jemanden, der Sie auf den Flachetappen beschützen soll?
Skjelmose:
Nicht wirklich. Johnny hat seine Leute – und wenn Quinn Simmons mit der Arbeit durch ist, soll er bei mir bleiben, falls etwas passiert. Aber wir werden kein Risiko eingehen. Wenn ich in der ersten Woche 30 Sekunden verliere, dann ist das so – kein Drama.
Frage: Mit den vielen hügeligen Etappen und möglichem Seitenwind hat Lidl ein starkes Team. Können Sie davon profitieren?
Skjelmose:
Natürlich – aber die Priorität liegt bei Johnny. Wir müssen einen Mittelweg finden. Es ist schwierig, wenn seine Leute vorn sind und ich an fünfter Position im Wind sitze. Aber wir haben gute sportliche Leiter, und mit Fahrern wie Stuyven und Theuns sind wir in solchen Situationen sehr gut aufgestellt. Die wissen genau, wie man sich positioniert.
Frage: Etappen wie Mûr-de-Bretagne oder Boulogne-sur-Mer könnten Ihnen liegen – aber auch Thibau Nys. Wie ist dort die Rollenverteilung?
Skjelmose:
Thibau ist für genau diese Etappen hier. Er wird dort die klare Option sein. Ich weiß nicht, ob ich ihm helfen werde oder einfach nur mitfahre – aber er ist auf diesen Finals definitiv unser Mann.
Frage: Könnte es von Vorteil sein, wenn die Konkurrenz sich auf Thibau konzentriert?
Skjelmose:
Ganz sicher. Vielleicht sehen sie ihn als schnelleren Mann – und ich kann davon profitieren. Ich kann sagen, dass ich nicht in Form bin – aber wenn sie mir dann trotzdem keine zehn Sekunden geben wollen, dann ist das ein Vorteil.