Patrick Lefevere weist Kritik an den Ruanda-Worlds zurück: „Wer in Kigali war, kann nur beeindruckt sein“

Radsport
Samstag, 20 September 2025 um 12:00
patricklefevere
Die Straßenrad-Weltmeisterschaften 2025 in Kigali haben schon vor dem ersten Rennen eine intensive Debatte ausgelöst. Während Kritiker Ruanda wegen politischer Spannungen und eingeschränkter Pressefreiheit für ungeeignet halten, meldet sich nun Patrick Lefevere zu Wort. In seiner wöchentlichen Kolumne im Het Nieuwsblad nimmt der frühere Soudal-Quick-Step-Teamchef klar Stellung – und bricht eine Lanze für den Gastgeber.

„Hundertprozentig für die Weltmeisterschaft in Ruanda“

Lefevere, eine der schillerndsten Persönlichkeiten des internationalen Radsports, schreibt: „Ich weiß, dass ich damit auf einige sehr empfindliche Zehen trete, aber ich bin hundertprozentig für die Weltmeisterschaft in Ruanda. Man kann viel über Paul Kagame sagen, aber wer einmal in Kigali war, kann nur beeindruckt sein, wie diese Stadt funktioniert.“
Er räumt die geopolitischen Probleme nicht aus: die Rolle Ruandas im Ostkongo, die EU-Sanktionen wegen der Unterstützung der M23-Rebellen. Doch er verweist auf aus seiner Sicht heuchlerische Maßstäbe: „Die EU zahlt eben dieser Armee Millionen, um die Interessen europäischer Unternehmen in Mosambik zu schützen. Darüber hinaus gibt es ein großes Rohstoffabkommen mit Ruanda. All das wird nicht in Frage gestellt – aber wenn in demselben Land ein Radrennen stattfindet, ist das plötzlich ein Skandal.“

Fortschritte seit dem Völkermord

Lefevere stellt die Entwicklung des Landes nach dem Genozid von 1994 ins Zentrum. Der Wiederaufbau Ruandas sei nur durch starken politischen Kurs möglich gewesen: „Der Wiederaufbau eines völlig gespaltenen und zerstörten Landes zu dem, was es heute ist, kann nur durch einen autoritären Führer erreicht werden. Mit unseren hundertzehn belgischen Ministern von wer weiß was, wäre das nie geschehen.“

Symbolische Bedeutung für den Sport

Für Lefevere sind die Weltmeisterschaften in Kigali nicht nur ein Rennen, sondern ein Symbol der Globalisierung des Radsports. Dass die WM zum ersten Mal auf afrikanischem Boden stattfindet, sei eine Chance, den Sport über seine europäischen Wurzeln hinaus zu öffnen. Gleichzeitig zeigt seine Kolumne, wie eng Politik und Sport bei diesem Turnier verflochten sind – und wie sehr die Vergabe des Austragungsortes über die reine Organisation hinausgeht.
Seine Worte werden die Diskussionen innerhalb des Radsports sicher weiter anheizen: zwischen jenen, die die WM als sportlichen Meilenstein sehen, und jenen, die sie als politisch problematisch betrachten.
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