OFFIZIELL: Israel - Premier Tech steigt wegen anhaltender Proteste aus der Lombardei-Rundfahrt 2025 aus

Radsport
Donnerstag, 09 Oktober 2025 um 14:45
israelpremiertech
Die Folgen monatelanger Proteste und anhaltenden politischen Drucks haben einen weiteren Wendepunkt im Profiradsport erreicht: Israel - Premier Tech wird bei der Lombardei-Rundfahrt 2025 nicht an den Start gehen. Die nun veröffentlichte vorläufige Startliste bestätigt die Abwesenheit des Teams – ein deutliches Zeichen inmitten einer aufgeheizten Debatte.
Nach dem Rückzug von mehreren italienischen und spanischen Rennen in den vergangenen Wochen kommt die offizielle Absage wenig überraschend. Doch das Fehlen bei der Lombardei-Rundfahrt, einem der fünf Monumente des Radsports, markiert den bislang schwersten Rückschlag für das Team. Es könnte zugleich den Beginn einer grundlegenden Veränderung im Umgang mit politisch sensiblen Mannschaften durch Veranstalter und Verbände einläuten.

Monatelanger Druck und Rückzüge

Seit der Vuelta a España 2025 steht Israel - Premier Tech unter intensiver Beobachtung. Während der Rundfahrt kam es zu wiederholten pro-palästinensischen Protesten, die mehrere Etappen beeinflussten. Ein Etappenziel in Bilbao musste neutralisiert, die Ziellinie der 16. Etappe verlegt werden. Auch das Finale in Madrid litt unter „noch nie dagewesenen Spannungen“, wie die Rennleitung erklärte.
Die Reaktionen von Regierungen und Veranstaltern in ganz Europa folgten rasch. Im Herbst wurde das Team vom Giro dell’Emilia ausgeschlossen und zog sich auf Druck der Öffentlichkeit vom Trittico Lombardo – bestehend aus Coppa Agostoni, Coppa Bernocchi und Tre Valli Varesine – zurück.
In Spanien sorgte der Präsident des Inselrats von Gran Canaria, Antonio Morales, für Schlagzeilen, als er erklärte, seine Region werde die Vuelta 2026 nicht austragen, sollte das israelische Team teilnehmen dürfen. Morales verglich diese Haltung mit dem Ausschluss russischer Teams im Zuge der internationalen Sanktionen.
Er warf Teameigentümer Sylvan Adams vor, die Mannschaft als „Propagandaprojekt“ im Auftrag des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu zu nutzen. Zudem bezeichnete er Israels Vorgehen im Gazastreifen als Völkermord – eine Äußerung, die eine heftige internationale Debatte und weitere Proteste nach sich zog.

Rebranding reicht (noch) nicht aus

Anfang Oktober kündigte Israel - Premier Tech an, sich ab der Saison 2026 komplett umzubenennen und den Begriff „Israel“ aus Teamnamen und Trikots zu streichen. Auch Adams, bislang das öffentliche Gesicht der Mannschaft, will sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen.
Diese Ankündigung führte jedoch bislang zu keiner Entspannung. Trotz der geplanten Neuausrichtung bleibt das Team ein Auslöser von Kontroversen. Viele Veranstalter nannten Sicherheitsbedenken als Hauptgrund, warum die Mannschaft nicht eingeladen oder ausgeschlossen wurde. Mit der Veröffentlichung der Startliste von Il Lombardia 2025 wurde die Nicht-Teilnahme endgültig bestätigt.
Italienische Organisatoren machten in den vergangenen Wochen keinen Hehl aus ihrem Unbehagen. Die Stadträtin von Bologna, Roberta Li Calzi, forderte ein Startverbot und erklärte, „Sportereignisse dürfen nicht mit Regierungen in Verbindung gebracht werden, die Menschenrechte verletzen“. Renndirektor Adriano Amici sprach sich zudem dafür aus, dass die UCI künftig klare Richtlinien vorgibt, um Veranstalter nicht in politisch heikle Situationen zu bringen.

Ungewisse Zukunft

Damit endet die Saison 2025 für Israel - Premier Tech im Rückzug – sportlich wie symbolisch. Ob das angekündigte Rebranding ausreichen wird, um die zunehmende Isolation im Peloton zu stoppen, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Der Fall markiert einen Präzedenzfall, der den Profiradsport langfristig verändern könnte.
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