Fusion von Lotto und Intermarché-Wanty steht vor einem turbulenten Weg

Radsport
Donnerstag, 09 Oktober 2025 um 8:00
lotto intermarche
Die geplante Fusion zwischen Lotto Dstny und Intermarché–Wanty soll in den kommenden Tagen offiziell bestätigt werden. Doch trotz des erwarteten Zusammenschlusses herrscht weiterhin Unsicherheit – nicht zuletzt, weil die UCI-Frist für die Lizenzanträge der Saison 2026 am 15. Oktober abläuft. Abgänge, finanzielle Schwierigkeiten und unklare Zukunftsperspektiven für mehrere Fahrer lassen Zweifel an der Stabilität des Projekts aufkommen.
Besonders der Rücktritt von Stéphane Heulot, dem Vorstandsvorsitzenden von Lotto, vor weniger als zwei Wochen, hat innerhalb der belgischen Struktur für Erschütterung gesorgt. Am vergangenen Wochenende wurden laut mehreren belgischen Medien neun Mitarbeiter entlassen.
Nach Informationen von Het Nieuwsblad zählen dazu Chefarzt Milan Holvoet, Soigneur Vincent Monserez sowie die Mechaniker Nick Mondelaers und Jeanick Verstraete. Laut Het Laatste Nieuws mussten außerdem ein weiterer Mechaniker, ein Soigneur, der kaufmännische Direktor, der Marketingmanager und ein Logistikmitarbeiter das Team verlassen.
Die Entlassungen kamen für viele überraschend, zumal den Betroffenen noch wenige Wochen zuvor Job-Sicherheit zugesichert worden war. Hinter den Kulissen deuten diese Turbulenzen auf organisatorische Spannungen und finanzielle Unsicherheiten hin, die die geplante Fusion zwischen den beiden WorldTour-Strukturen zusätzlich belasten könnten.

Das neue Management nimmt Gestalt an

Trotz der jüngsten Unruhen nehmen die Pläne für die neue Teamstruktur allmählich Gestalt an. Wie CyclismActu berichtet, soll Jean-François Bourlart, derzeit Generaldirektor von Intermarché–Wanty, auch in der künftigen Formation Lotto–Intermarché diese Rolle übernehmen. Die Positionen des Leistungsmanagers und des Sportdirektors sollen an Aike Visbeek (Intermarché) bzw. Kurt Van de Wouwer (Lotto) gehen.
Der Lizenzantrag für das neue Team soll nach Medienberichten bereits bei der UCI eingereicht worden sein. Dennoch bleiben zentrale Fragen offen – insbesondere in Bezug auf die übernommenen Verbindlichkeiten von Intermarché–Wanty, die sich auf rund 2,5 Millionen Euro belaufen sollen. Diese finanziellen Altlasten könnten die sportlichen und strukturellen Ambitionen des neuen Projekts erheblich bremsen.

In der Schwebe gebliebene Fahrer und die Girmay-Frage

Auf sportlicher Ebene soll das fusionierte Team künftig auf 30 Fahrer begrenzt werden – derzeit stehen jedoch 38 Profis unter Vertrag: 20 bei Intermarché–Wanty und 18 bei Lotto Dstny. Damit wird bereits jetzt deutlich, dass einige Fahrer das neue Projekt verlassen müssen.
Relativ sicher scheint die Zukunft der Lotto-Profis Arnaud De Lie, Lennert Van Eetvelt und Jarno Widar, deren Verträge Berichten zufolge automatisch weiterlaufen, da Lotto formell als „Zahlstelle“ des neuen Teams gilt.
Die Intermarché-Fahrer dagegen befinden sich in einer deutlich unsichereren Lage. Einige dürften in die neue Struktur übernommen werden, während andere sich nach neuen Arbeitgebern umsehen müssen. Noch immer herrscht Unklarheit darüber, welche Verträge Bestand haben und welche Fahrer außen vor bleiben – ein Umstand, der den Betroffenen immer weniger Spielraum lässt, um rechtzeitig Alternativen für 2026 zu finden.
Besonders aufmerksam verfolgt wird der Fall von Biniam Girmay. Laut Medienberichten fanden bereits Gespräche mit Israel–Premier Tech statt, eine Einigung wurde bislang jedoch nicht erzielt. Het Laatste Nieuws berichtet, dass Girmays Umfeld dem Fusionsprojekt „nicht grundsätzlich ablehnend“ gegenüberstehe, während Le Soir andeutet, ein Wechsel des Eritreers sei dennoch wahrscheinlich.
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