Florian Lipowitz gibt zu, dass er sich noch an sein neues Leben im Rampenlicht gewöhnen muss. „Mein Instagramprofil ist irgendwie explodiert“, lächelt der 24-Jährige und denkt an die Wochen nach seinem Tour-de-France-Durchbruch. Sein Handy vibriert pausenlos, seine Instagram-Follower schießen in die Höhe – und doch bleibt der Deutsche so geerdet wie zuvor.
Das zeigte sich am Samstagnachmittag in Laichingen. Mehr als 1.000 Fans füllten den Stadtplatz, um den dritten Platz des jungen Fahrers in Paris und seinen Triumph im Weißen Trikot zu feiern. Fanschilder, Trikots und Schlangen für Autogramme prägten das Bild. Lipowitz, der seiner zurückhaltenden Art treu blieb, beschrieb die Szenen gegenüber Sportschau.de schlicht als „etwas ganz Besonderes“.
Der Junge aus Laichingen
Lipowitz’ Aufstieg auf das Tour-Podium ist eine Seltenheit im heutigen Radsport. Laichingen, eine kleine Stadt auf der Schwäbischen Alb, hat bislang keine Weltklassefahrer hervorgebracht. Doch der Sohn einer radsportbegeisterten Familie entwickelte sich still und beharrlich zu einem der größten deutschen Etappenhoffnungen seit Jahrzehnten.
Trotz des Erfolgs hat sich für ihn wenig verändert. Zuhause schläft er noch immer in seinem Kinderzimmer. Seine Großmutter Christa erzählte lachend, wie sie ihn nach der Tour mitten im Gardasee auf einer Luftmatratze fanden – „Erholung pur“.
Die Familie als Schlüssel zum Erfolg
Seine Familie spielte in Lipowitz’ Entwicklung eine zentrale Rolle. Eltern und Freundin Antonia begleiteten ihn während der Tour de France. „Für mich war es eine enorme Hilfe, dass sie immer da waren“, sagte er.
Antonia selbst sprach von einer „unbeschreiblichen“ Erfahrung in Frankreich. „Man kann es einfach nicht in Worte fassen.“ Lipowitz brauchte danach einen Urlaub, um die Dimension seines Erfolgs zu begreifen. „Ursprünglich wollte ich nur das Rennen überstehen und es nach Paris schaffen. Am Ende auf dem Podium zu stehen – das ist etwas ganz Besonderes.“
Das Podium, das alles veränderte
Der dritte Platz in Paris war der größte deutsche Tour-Erfolg seit Jahren. Lipowitz, der bislang noch nie bei der Frankreich-Rundfahrt gestartet war, fuhr sich zusammen mit dem Weißen Trikot gegen die härteste Konkurrenz direkt ins Rampenlicht.
„Die letzten drei Tage waren wirklich hart – nicht nur körperlich, sondern auch mental“, gestand er. Nach der Feier in Laichingen folgten stille Tage mit ausgeschaltetem Telefon. „Ich habe so viele Nachrichten bekommen – nicht nur auf WhatsApp, sondern auch auf Instagram. Mein Profil ist förmlich explodiert.“
Anerkennung und Erwartungen
Die neue Aufmerksamkeit muss Lipowitz erst verarbeiten. „Im Teamdress werde ich schon von einigen erkannt, aber das ist noch überschaubar“, sagt er. In Laichingen dagegen kennt jeder seinen Namen. Seine Eltern werden auf der Straße angesprochen, und die ganze Stadt feierte am Wochenende ihren Helden.
„Es ist wunderbar, so willkommen geheißen zu werden“, sagte Lipowitz. „Ich freue mich, dass die Stadt etwas organisiert hat und dass ich hier sein kann.“ Fans in voller Radsportmontur drückten ihren Stolz aus. „Unglaublich, wie weit er bei seiner ersten Tour gekommen ist“, meinte ein Unterstützer. Ein anderer brachte es knapp auf den Punkt: „Ich bin überwältigt.“
Was bringt die Zukunft?
Lipowitz bleibt trotz des plötzlichen Ruhms auf dem Boden. Maßvoll, bescheiden und zugleich ehrgeizig richtet er den Blick auf die nächsten Ziele. Der Podiumsplatz in Paris hat ihn weltweit bekannt gemacht – doch die Menschen in Laichingen wussten schon lange, welches Potenzial in ihm steckt.
Am Samstag galt die Feier nicht nur einem neuen Star im deutschen Radsport. Sie galt auch dem Jungen aus der Heimat, dessen Traummonat Juli eine ganze Stadt mit Stolz erfüllte.