Magische Momente der Tour Tour de France: 5 Tage bis zum Start | Mark Cavendish bricht Eddy Merckx’ Rekord

Radsport
Montag, 30 Juni 2025 um 21:30
markcavendish
Im heutigen Countdown-Artikel zur Tour de France feiern wir einen der beliebtesten Siege der letzten Ausgaben der Großen Schleife. Die Rede ist natürlich von Mark Cavendishs historischem Etappensieg bei der Tour de France 2024 – ein Triumph, der ihn zum erfolgreichsten Etappensieger in der Geschichte des Rennens krönte und ihn an der Legende Eddy Merckx vorbeiziehen ließ.
Für Cavendish war dies weit mehr als nur ein weiterer Sieg; es war der krönende Abschluss einer außergewöhnlichen Karriere, die nicht nur durch seine unglaubliche Sprintgeschwindigkeit, sondern auch durch seinen unermüdlichen Kampfgeist und zahllose Comebacks geprägt war.
Werfen wir also einen Blick zurück auf die fünfte Etappe der letztjährigen Tour de France – ein Moment, der lange auf sich warten ließ und umso emotionaler wurde.

2024 Tour de France Etappe 5

Es war auf der 5. Etappe der Tour de France 2024, als Mark Cavendish endlich den Moment erlebte, von dem er und seine Fans so lange geträumt hatten. In der unscheinbaren Stadt Saint-Vulbas – fernab des Glanzes von Paris – schrieb die 39-jährige Sprintlegende ein neues Kapitel Tour-Geschichte, bei dem, was als sein letzter Auftritt bei der größten Radsportveranstaltung der Welt erwartet wurde.
Cavendish zündete in den letzten 100 Metern einen Sprint wie in seinen besten Tagen. Mit perfektem Timing beschleunigte er und ließ seine Rivalen stehen. Er überquerte die Ziellinie vor Jasper Philipsen, mit Alexander Kristoff auf Platz drei, und brach anschließend in einen triumphalen Jubel aus, als das Ausmaß seines Erfolgs langsam durchsickerte. Zahlreiche Konkurrenten, die er gerade erneut geschlagen hatte, kamen sofort zu ihm, um ihm zu einem wahrhaft legendären Moment zu gratulieren.
Es war vielleicht nicht die Champs-Élysées, aber der Moment war dennoch gewaltig: Mark Cavendishs 35. Etappensieg bei der Tour de France – ein Erfolg, mit dem er den langjährigen Rekord von Eddy Merckx für die meisten Etappensiege in der Geschichte der Rundfahrt brach.
Die Reaktion auf Cavendishs Triumph zeigte, wie sehr er im Peloton geschätzt wird. Fahrer anderer Teams eilten herbei, um ihm zu gratulieren und ihn zu umarmen, sogar seine sonstigen Podiumskonkurrenten lächelten. Cavendish stand sichtlich gerührt auf dem Podium, begleitet von seiner Frau und seinen Kindern. „Ich musste einfach noch einen gewinnen, immer noch einen“, gab er zu – ein ehrlicher Einblick in das Feuer, das ihn über so viele Jahre im Sport gehalten hatte.
„Es braucht viel, um jedes Jahr wieder dorthin zu kommen. Ich habe unglaubliche Menschen um mich herum.“ Tatsächlich lobte Mark Cavendish sein Astana-Team dafür, an ihn geglaubt zu haben: „Astana ist dieses Jahr ein großes Risiko eingegangen ... Wir haben es geschafft“, sagte er ungläubig nach der Etappe. Sechzehn Jahre nach seinem ersten Etappensieg bei der Tour hatte sich der „Manx Missile“ endlich den alleinigen Rekord gesichert – ein Meilenstein, von dem viele dachten, er sei für die Ewigkeit.
Doch wie kam es überhaupt so weit?

Geschichte einer Legende

Lange vor seinem märchenhaften Triumph 2024 hatte sich Mark Cavendish bereits als Sprint-Legende etabliert. Der gebürtige Brite von der Isle of Man stürmte in den späten 2000er-Jahren als junger Profi auf die Bühne der Tour de France. 2008 gewann er seine erste Etappe – und war von da an in den Sprints kaum noch zu stoppen. Zwischen 2008 und 2011 sammelte Cavendish unglaubliche 20 Etappensiege bei der Tour, darunter persönliche Bestleistungen wie sechs Etappenerfolge in einer einzigen Austragung (2009) – eine beispiellose Demonstration von Sprintdominanz in der modernen Radsport-Ära.
Er wurde besonders bekannt für seine Dominanz auf der prestigeträchtigen Champs-Élysées-Etappe in Paris, die er vier Jahre in Folge gewann (2009–2012) – eine Etappe, von der viele Sprinter nur einmal in ihrer Karriere träumen. Bis 2011 sicherte sich Cavendish die Punktewertung der Tour und trug als bester Sprinter das grüne Trikot. Im selben Jahr wurde er auch Straßenweltmeister und bestätigte damit seinen Status als schnellster Sprinter der Welt. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war der „Manx Missile“ schlichtweg unaufhaltbar, sobald er seine Höchstgeschwindigkeit erreichte.
Cavendishs frühe Tour-Karriere war geprägt von zahlreichen Erfolgen und großen Meilensteinen. In den Jahren 2008, 2009, 2010 und 2011 gewann er jeweils mindestens vier Etappen. Zweimal sicherte er sich das grüne Trikot als Gesamt-Sprintmeister (2011 und später 2021). Darüber hinaus feierte er einen Sieg mit dem Regenbogentrikot, errang drei Etappensiege bei der Vuelta, 17 bei Giro d’Italia und gewann zudem das Monument Mailand–Sanremo.

Die dunklen Tage

Seine Dominanz aufrechtzuerhalten, war jedoch nicht ohne Herausforderungen. Mitte der 2010er Jahre durchlebte Cavendish eine turbulente Phase in seiner Karriere. Er erlitt schwere Stürze, am bekanntesten ein harter Sturz bei der Auftaktetappe der Tour 2014 auf britischem Boden, bei dem er sich die Schulter auskugelte. Später wurde bei ihm das Epstein-Barr-Virus diagnostiziert, eine schwächende Krankheit, die ihn 2017 und 2018 außer Gefecht setzte.
Die Siege blieben aus, und zum ersten Mal wirkte Cavendish verletzlich. Im Jahr 2019 wurde er sogar aus dem Tour-Kader seines Teams gestrichen – ein harter Schlag für einen Fahrer, der im Juli zu gewinnen lebte. Viele fragten sich, ob der Manx Missile endgültig ausgebrannt war. Cavendish selbst sprach offen über seinen Kampf gegen Depressionen in dieser Zeit, als er versuchte, wieder zu alter Form zurückzufinden.
Doch Champions wie Cavendish geben nicht so leicht auf. 2021 gelang ihm eines der größten Comebacks im Radsport. Nachdem er in letzter Minute wieder zum Quick-Step-Team gestoßen war, sollte er eigentlich nicht an der Tour teilnehmen. Doch als sich durch eine Verletzung eine Lücke öffnete, nutzte er die Chance.
Was folgte, wurde zur Legende: Cavendish gewann vier Etappen bei der Tour 2021 und sicherte sich mit 36 Jahren erneut das grüne Trikot. Damit glich er Merckx’ Rekord von 34 Tour-Etappensiegen an, eine Leistung, die noch ein Jahr zuvor undenkbar schien. Plötzlich war der seit 1975 bestehende Rekord zum Greifen nah. Die Radsportwelt jubelte über Cavendishs Wiederauferstehung – das unmögliche Comeback war vollendet, und er stand erneut auf dem Tour-Podium in Paris, eingehüllt in Grün und ebenbürtig mit dem legendären "Kannibalen“.
Das Schicksal ließ Cavendish jedoch noch etwas länger auf die ganz große Geschichte warten. Trotz seiner wiedergewonnenen Form wurde er 2022 nicht für den Tour-Kader seines Teams nominiert, sodass er mindestens ein weiteres Jahr auf seinen nächsten Sieg warten musste. Unbeirrt wechselte Cavendish 2023 zum Team Astana Qazaqstan und kündigte an, dass dies seine letzte Saison und letzte Chance auf den Rekord sein werde.
Doch die Tour de France 2023 brachte Herzschmerz.
Auf der 7. Etappe in Bordeaux kam Cavendish seinem 35. Sieg schmerzlich nahe, wurde jedoch durch ein technisches Problem kurz vor dem Ziel ausgebremst und von Jasper Philipsen, der die Sprints jenes Jahres dominierte, geschlagen. Am folgenden Tag ereilte ihn erneut das Pech: Er stürzte schwer und brach sich das Schlüsselbein, was ihn zum Aufgeben der Tour zwang. Es war ein harter Rückschlag – seine Tour-Karriere schien beendet, mit 34 Siegen und dem Rekord immer noch knapp außerhalb seiner Reichweite. In einem emotionalen Moment winkte Cavendish der Tour 2023 zum Abschied, und viele glaubten, das sei das Ende des "Manx Missile“.
Doch getreu seinem unermüdlichen Charakter weigerte sich Cavendish, dass dies sein letztes Kapitel sein sollte. Er entschied sich, seinen Rücktritt zu verschieben und der Tour 2024 noch eine letzte Chance zu geben. Es war eine mutige, fast trotzig wirkende Entscheidung – mit 38, fast 39 Jahren, war Cavendish deutlich älter als fast alle seine Sprintkonkurrenten. Doch wie er später sagte: "Man weiß, wann das Team eingespielt ist… wenn man das übersteht, hat man eine Chance.“
Er glaubte fest daran, dass noch ein magischer Tag in seinen Beinen steckte. Dieser Glaube wurde am 3. Juli 2024 spektakulär belohnt, als Cavendish auf der 5. Etappe endlich Geschichte schrieb. Seine Entscheidung, weiterzumachen, wurde auf die bestmögliche Weise gerechtfertigt – mit einem siegreichen Schwanengesang, der Fans auf der ganzen Welt begeisterte.
Cavendish brach den Rekord für Etappensiege im Jahr 2024
Cavendish brach den Rekord für Etappensiege im Jahr 2024

Eine wahre Legende

Das Wort „Legende“ wird im Sport oft gebraucht, aber Cavendish verdient diesen Titel wirklich. Mercks Rekord von 34 Siegen bestand seit 1975 – fast ein halbes Jahrhundert – und viele hielten ihn für unerreichbar.
Cavendish hat ihn nicht nur erreicht, sondern übertroffen – und das als reiner Sprinter. Im Gegensatz zu Merckx (fünfmaliger Toursieger, der Etappen im Zeitfahren, in den Bergen und bei Sprints gewann) stammen alle 35 Siege von Cavendish aus Massensprints. Er dominierte die flachen Etappen der Tour wie kein anderer vor ihm, indem er sein außergewöhnliches Gespür für Positionierung, seine explosive Beschleunigung und seinen eisernen Willen nutzte, um Generationen von Sprintern zu schlagen.
Mark Cavendishs Geschichte ist eine von Talent, Durchhaltevermögen und einer unerschütterlichen Leidenschaft für die Tour de France. Er trug zwar nur kurz das Gelbe Trikot, holte sich aber zweimal das Grüne Trikot und gewann in seiner Karriere 165 Rennen – doch nichts übertrifft den Moment, als er zum Tour-Rekordsieger bei Etappen wurde.
In einer Ära, in der Sprinter kommen und gehen, nahm Cavendish an beeindruckenden 15 Touren teil und war in fast allen eine große Gefahr. Sein Rekord wird wohl über Generationen bestehen bleiben – ein Ziel, das vielleicht nie ein anderer erreichen wird.
Während wir die letzten Tage bis zur Tour 2025 zählen, erinnert uns Cavendishs rekordverdächtiger Triumph daran, dass auch in einem Rennen voller Geschichte neue Legenden geschrieben werden können. Bei dem Tempo, das Tadej Pogacar vorlegt, könnte bald ein neuer Rekord entstehen. Doch das wird kaum eine Rolle spielen, denn Cavendish ist bereits jetzt der größte Sprinter, den die Tour je gesehen hat.
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