Jan Bakelants, ehemaliger Profi und mittlerweile als Kommentator bekannt für seine offenen Analysen, hat sich zur wachsenden Debatte über Kritik im Frauenradsport geäußert. Anlass war die Reaktion von Marijn de Vries nach den Weltmeisterschaften, die eine ungleiche Behandlung von Frauen- und Männerleistungen beklagt hatte.
In der aktuellen Folge des Podcasts Wielerclub Wattage zeigte sich Bakelants frustriert über das Klima im Diskurs: „Nach einer Weile hat man das Gefühl, dass man nur noch eine Meinung haben darf – und die muss einhellig positiv über den Frauenradsport sein. Es ist nicht mehr erlaubt, die Fakten zu benennen. Aber wir haben doch das Recht zu hinterfragen, wie sich die Dinge entwickeln?“
Die Diskussion knüpfte an de Vries’ Kritik an, wonach im Frauenradsport Leistungen und Dominanz oft unkritisch gefeiert werden, während vergleichbare Erfolge bei den Männern weit strenger hinterfragt würden. Moderator Ruben Van Gucht zog den Vergleich zwischen Tadej Pogacars derzeitiger Überlegenheit im Männerpeloton und Annemiek van Vleutens Dominanz vor einigen Jahren – damals wurde nicht nur ihre Stärke, sondern auch die Qualität des gesamten Frauenfeldes angezweifelt.
Bakelants räumte ein, ähnliche Muster auch heute wiederzuerkennen: „Ich möchte keine Polemik entfachen, aber dem stimme ich tatsächlich zu. Das ist einfach die Situation, in der sich der Sport momentan befindet.“
Auch
Tom Boonen, Teil der Gesprächsrunde, verwies auf die Schwierigkeit solcher Debatten: „Ich lebe in einem Haus voller Frauen. Manche Diskussionen kann man einfach nicht gewinnen. Da muss man lernen, sie loszulassen.“ Dirk De Wolf schloss die Runde mit der Bemerkung, man werde die Entwicklung beobachten, sich aber öffentlicher Kommentare enthalten.
Bakelants’ Worte verdeutlichen die Spannung zwischen dem berechtigten Enthusiasmus für die Förderung des Frauenradsports und der Frage, ob zugleich Platz für eine kritische, faktenbasierte Analyse bleibt. Damit steht der Sport vor einer zentralen Herausforderung: Kann er einen offenen Diskurs zulassen – oder werden kritische Stimmen im Namen der Positivität an den Rand gedrängt?