Kritik an Tour-Finale 2025: Montmartre statt Champs-Élysées sorgt für Unmut

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 15 Mai 2025 um 8:15
remcoevenepoel valentinmadouas
Die Tour de France kehrt auch 2025 nicht auf die legendäre Champs-Élysées zurück – und sorgt mit dem geplanten Finale über den Montmartre in Paris für hitzige Diskussionen. Nach dem Ausnahmejahr 2024 mit einem abschließenden Zeitfahren in Nizza fällt die traditionsreiche Sprintetappe erneut aus. Besonders Remco Evenepoel äußerte Bedenken – und erhält nun Rückendeckung aus dem eigenen Lager.
„Ich verstehe ihn in gewisser Weise“, sagt Tom Steels, Sportdirektor von Soudal - Quick-Step, im Gespräch mit Het Nieuwsblad. „Du bist drei Wochen lang am Limit gefahren, und jetzt kommt auf der letzten Etappe noch ein zusätzliches Element. Das bedeutet unnötigen Stress – gerade für die Klassementfahrer.“ Steels verweist auf die Gefahr von Defekten am engen, kopfsteingepflasterten Montmartre-Anstieg: „Stellen Sie sich vor, jemand hat dort Pech, die Begleitfahrzeuge sind weit weg, vorne ist es hektisch – auf der Champs-Élysées konnte man das immer irgendwie abfedern. Aber hier?“
Der symbolische Charakter des Tour-Finales droht verloren zu gehen, meint Steels: „Die lockere Stimmung am Sonntagmorgen, wenn das Feld in Richtung Paris rollt, wird es so nicht mehr geben.“
Auch die Sprinter dürften mit dem neuen Finale hadern. Statt einer flachen Ankunft im Herzen der französischen Hauptstadt erwartet sie ein profilierter Schluss – kein gutes Terrain für klassische Endschnellfahrer. „Es wird reißen auf dem Montmartre“, glaubt Steels. „Ein Sprint ist zwar nicht ausgeschlossen, aber wenn, dann nur für Sprinter mit Substanz.“
Kritik kommt auch von Johan Museeuw, der 1990 auf der Champs-Élysées triumphierte. Für den Ex-Profi ist die Streckenänderung ein Verlust für die Tradition des Radsports: „Cavendish kann froh sein, dass er gerade rechtzeitig aufgehört hat. Für seinen Sprinter-Typ ist das eine Katastrophe. Ich finde das wirklich schade.“
Museeuw sieht im Streben nach ständiger Steigerung einen grundsätzlichen Fehler: „Jeder Veranstalter will sein Rennen immer schwieriger machen. Aber ein sauberer Massensprint mit allen Top-Sprintern – ohne Taktik-Spielchen, ohne Schikanen – das hat doch auch seinen Reiz. Jetzt ist selbst das offenbar nicht mehr erwünscht. Die Tour bricht mit einer Tradition. Und das ist schade.“
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