Tadej Pogacar erlebte am Mittwoch beim Einzelzeitfahren der 4. Etappe des Critérium du Dauphiné 2025 einen ungewöhnlich schwachen Tag – zumindest auf dem Papier. Der Slowene verlor Zeit auf seine beiden Rivalen Remco Evenepoel und Jonas Vingegaard, was bei vielen Beobachtern für Verwunderung sorgte. Doch war dieser Rückschlag tatsächlich ein Zeichen von Schwäche? Oder steckt mehr dahinter?
Der ehemalige US-Profi
Tom Danielson hat dazu eine klare Meinung – und die klingt wie ein gut durchdachtes Psychospiel. In seinem Analyse-Post auf X (Twitter) spekuliert er: „Pogacar nur Vierter? Bei jedem anderen Fahrer würde man sagen: Das ist doch ordentlich, noch anderthalb Monate bis zur Tour. Aber es ist Pogi – und der gewinnt normalerweise. Ich glaube, das war Taktik.“
Danielson vermutet, dass Pogacar gezielt ein gleichmäßiges, trainingsähnliches Tempo fuhr – wissend, dass er nicht gewinnen würde. Für ihn geht es weniger um einen Etappensieg im Dauphiné als darum, dem Team Visma und Vingegaard möglichst wenig über seine aktuelle Form zu verraten. „Jonas und sein Team analysieren Pogacar akribisch. Warum also sollte Tadej ihnen einen belastbaren Leistungswert auf dem Silbertablett servieren – drei Wochen vor der Tour?“, fragt Danielson rhetorisch.
Tom Danielseons Theorie
Er führt fünf konkrete Indizien an, die seine Theorie untermauern:
- Körpersprache und Kadenz: Pogacar wirkte verhalten, fuhr mit ungewohnt niedriger Trittfrequenz, beschleunigte nicht aggressiv aus Kurven und sprintete nicht ins Ziel.
- Verlorene Zeit auf den ersten Kilometern: Besonders auf den ersten neun Kilometern büßte er überdurchschnittlich viel ein – für Danielson ein klares Zeichen, dass Pogacar nicht auf Angriff fuhr.
- Stetig niedrige Frequenz: Der ganze Ritt wirkte mehr wie ein kontrolliertes Intervalltraining als ein volles Zeitfahren auf Sieg.
- Die Trinkflasche: Eine volle Trinkflasche auf 20 Kilometern? Ungewöhnlich. Für Danielson ein Hinweis auf Training statt Rennen.
- Kein Medienstatement: Pogacar äußerte sich nicht nach dem Rennen – untypisch für ihn, denn in der Vergangenheit ging er stets offen mit Niederlagen um. Stattdessen veröffentlichte UAE eine Erklärung über ein „konservatives Tempo“.
Danielsons Fazit: Pogacar hat bewusst taktiert, um seine wahre Form zu verschleiern. Für Visma gibt es nach dem Zeitfahren Gewissheit über die Form von Vingegaard – nicht aber über die von Pogacar. Ein kalkulierter Bluff, der sich im Juli auszahlen könnte.