Tadej Pogacar hat beim Einzelzeitfahren der 4. Etappe des Critérium du Dauphiné 2025 deutlich Zeit auf seine Rivalen Remco Evenepoel und Jonas Vingegaard verloren. Während der Slowene selbst und sein Team UAE Team Emirates die Bedeutung des Ergebnisses herunterspielen, schlägt der niederländische Ex-Profi
Thijs Zonneveld in seinem Podcast „In de Waaier“ deutlich kritischere Töne an.
„Ein Zeitfahren so kurz vor der Tour ist der finale Test. Und ich bin sicher, dass nahezu jedes Team das so sieht“, analysiert Zonneveld. „Man probiert die neue Ausrüstung, testet Abläufe und Taktiken – das ist keine Spielerei.“ Besonders auffällig für den niederländischen Experten: „Vingegaard hat seit Monaten kein Rennen bestritten. Pogacar hingegen ist seit dem Frühjahr in Topform. Trotzdem ist der Abstand im Zeitfahren klar – UAE hat es einfach nicht so gut im Griff wie Visma.“
Doch nicht nur der Rückstand auf dem Papier gibt laut Zonneveld Anlass zur Sorge. Pogacars Auftritt selbst sei über weite Strecken wacklig gewesen. „Man sah fast das gesamte Zeitfahren über, wie instabil er auf seinem Rad lag – vor allem in den Abfahrten“, beschreibt Zonneveld. „Wenn man zu weit vorne sitzt, verliert man den Druck auf dem Hinterrad – genau das war bei ihm zu sehen.“
Ein konkreter Moment habe die Grenzen der Kontrolle deutlich gemacht. „In einer schnellen Abfahrt fuhr Pogacar über eine Bodenwelle und verlor beinahe die Kontrolle. Sein Hinterrad schleuderte von links nach rechts über die Straße“, schildert Zonneveld eindringlich. „Wenn er das nicht auffängt, schlägt er bei 90, 95 km/h auf dem Asphalt auf. Das verursacht Stress – und Zweifel. Danach schaut man plötzlich wieder kritisch aufs eigene Rad.“
Tatsächlich wurde Pogacar nach der Etappe dabei beobachtet, wie er neugierig ein Cervélo-Zeitfahrrad des Teams Visma - Lease a Bike in die Hand nahm und untersuchte – ein seltener Anblick auf WorldTour-Niveau. „Ich dachte eigentlich, ich sei explosiver. Ich dachte, ich hätte mehr absolute Power“, soll der Slowene laut niederländischen Medien selbstkritisch kommentiert haben.
Für Zonneveld ist das alles kein Zufall – und womöglich ein psychologischer Wendepunkt. „Das war eine herbe Niederlage. Er hat von beiden – Vingegaard und Evenepoel – klar einen mitbekommen“, so der 43-Jährige. Doch sportlich gesehen sei das für die Tour de France gar kein schlechtes Zeichen: „Für die Spannung ist das sogar das beste Szenario. Wenn Pogacar hier dominiert hätte, hätten wir uns auf eine weitere Soloshow einstellen können. So aber ist alles offen.“
Bleibt die Frage, wie sehr Pogacar tatsächlich unter Druck steht – und ob er in drei Wochen auf französischem Boden die Antworten auf dem Rad geben kann. Die erste Feuerprobe hat jedenfalls gezeigt: Die Konkurrenz schläft nicht. Und die Tour verspricht, ein offenes Duell der Superstars zu werden.