Der erste Ruhetag der
Vuelta a Espana 2025 bot reichlich Stoff für Schlagzeilen – allen voran durch
Egan Bernal. Während
Jonas Vingegaard nach seinem souveränen Sieg am Valdezcaray als der Mann der Stunde gilt, meldete sich der Kolumbianer mit leiser, aber entschlossener Stimme zurück: Noch sei das Rennen längst nicht entschieden.
„Es gibt hier einige sehr starke Fahrer, die bis zum Ende kämpfen werden“, sagte Bernal im Gespräch mit
Marca. Kein Trotz, keine Kampfansage – vielmehr die ruhige Gewissheit eines Fahrers, der weiß, wie sich Grand-Tour-Siege anfühlen. Und der gleichzeitig erlebt hat, wie schnell solche Träume nach einem einzigen Sturz zerbrechen können.
Der Blick auf die Zahlen – und auf die Form
Bernal rangiert derzeit auf Platz elf der Gesamtwertung, 2:55 Minuten hinter dem überraschenden Leader Torstein Træen (Bahrain - Victorious) und 2:18 hinter Vingegaard. Zum Podium fehlen ihm 1:40 Minuten – in einer Vuelta, deren härteste Etappen noch ausstehen, alles andere als ein unüberwindbares Defizit. Entscheidend: Der 28-Jährige wirkt, als würde er mit jeder Etappe stärker werden.
Bernal liegt am ersten Ruhetag der Vuelta auf Platz 11 der Gesamtwertung
„Manchmal finde ich mich wieder vorne, wie gestern“, erklärte Bernal rückblickend auf die neunte Etappe. „Dann werde ich emotional. Aber dieses Rennen ist brutal – man gibt den ganzen Tag Vollgas, und irgendwann kommt die Frage: Wie lange kann ich das durchhalten?“
Ein stilles Comeback nach Jahren im Schatten
Seit seinem schweren Trainingssturz 2022 kämpft Bernal um die Rückkehr in die absolute Weltspitze. Der Giro 2025 brachte den ersten echten Hoffnungsschimmer, nun liefert die Vuelta seine überzeugendste Grand-Tour-Leistung seit Jahren. Nicht explosiv, nicht spektakulär, sondern solide, stetig, hart erarbeitet.
„Es fühlt sich seltsam an“, gab er zu. „So lange habe ich zugeschaut, jetzt bin ich wieder vorne. Ich frage mich manchmal: Was mache ich hier eigentlich? Aber ich bin froh, weil ich weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt.“
Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Mit dem Toursieg 2019 und dem Giro 2021 besitzt Bernal bereits zwei Grand-Tour-Titel. Die Vuelta wäre das fehlende Puzzlestück. „Alle drei zu gewinnen, wäre ein Traum“, sagte er. „Aber ich muss noch einen Schritt machen, um wieder wirklich um den Sieg zu kämpfen. Dass ich aber wieder vorne mitfahren kann, ist ermutigend.“
2025 fühlt sich für ihn wie ein Neustart an. „Nach dem Giro habe ich gespürt, dass ich meinen Körper wieder über drei Wochen belasten kann. Das gibt mir Energie. Jetzt will ich sehen, ob ich das bei der Vuelta noch besser umsetzen kann.“
„Drei Wochen Perfektion“ – und ein Schuss Motivation
Bernal weiß, was es braucht, um in der Ära von Vingegaard, Pogacar und Evenepoel zu bestehen: „Man muss drei Wochen lang perfekt sein – Energie sparen, geduldig bleiben, klug fahren. Nur so kann man eine Grand Tour gewinnen.“
Trotz aller Zweifel bleibt die Motivation ungebrochen: „Jeden Tag wache ich auf und denke, dass ich wieder der Beste sein kann. Ob das reicht, weiß ich nicht – aber dieser Gedanke treibt mich an.“
Noch dominiert Vingegaard die Schlagzeilen. Doch Bernal hat sich zurückgemeldet – nicht mit markigen Sprüchen, sondern mit Konstanz, Erfahrung und einem unerschütterlichen Willen. Der härteste Teil der Vuelta liegt noch vor den Fahrern. Und Bernal, der bereits zweimal bewiesen hat, wie man eine Grand Tour gewinnt, mahnt: „Es gibt hier einige sehr starke Fahrer, die bis zum Ende kämpfen werden.“
Einer von ihnen ist er selbst.