Jonas Vingegaard über Vuelta-Chaos 2025: "Einige Teams wollten abbrechen – ich war froh, dass es weiterging"

Radsport
Dienstag, 21 Oktober 2025 um 17:00
Vingegaard
Jonas Vingegaard hat sich erstmals zu den chaotischen Szenen geäußert, die die Vuelta a España 2025 prägten – und verriet, dass das Peloton zeitweise kurz davor stand, das Rennen ganz abzubrechen. Der Däne, der das Rote Trikot in Madrid vor João Almeida und Tom Pidcock gewann, schilderte der Wieler Revue, wie hoch die Spannungen im Feld angesichts der wiederholten Protestaktionen waren.
"Es gibt einen CPA-Gruppenchat, in dem Matteo Jorgenson unser Team vertritt", erklärte Vingegaard. "Als Team haben wir immer gesagt, dass wir weiterfahren wollen. Einige Teams wollten die ganze Vuelta abbrechen, aber ich trug das Rote Trikot – ich war froh, dass sie weiterging."

Einigkeit im Peloton

Die Vuelta wurde mehrfach von Aktivisten unterbrochen, die gegen die Teilnahme des israelischen Teams Premier Tech protestierten. In Nordspanien kam es zu Straßenblockaden und Verzögerungen. Medienberichten zufolge baten die Organisatoren Premier Tech sogar um einen freiwilligen Rückzug – vergeblich.
Vingegaard schilderte, dass sich die Fahrer intern auf ein gemeinsames Vorgehen einigten: "Unter den Fahrern haben wir uns darauf geeinigt, dass wir das Rennen abbrechen, wenn während einer Etappe etwas passiert. Dann würden wir es am nächsten Tag wieder versuchen. In der Vergangenheit gab es immer mindestens ein Team, das weitermachen wollte – aber dieses Mal herrschte Einigkeit."
Ein seltener Moment der Solidarität in einem sonst oft zersplitterten Peloton – mit dem Ziel, sowohl Sicherheit als auch Glaubwürdigkeit der Grand Tour zu bewahren.

"Unser Sport ist sehr anfällig"

Der zweifache Tour-de-France-Sieger gab zu, dass die Unruhen vielen Fahrern schmerzhaft vor Augen führten, wie leicht der Sport gestört werden kann.
"Unser Sport ist sehr anfällig", sagte er. "Nach der Etappe in Bilbao wurde vielen klar, wie verletzlich wir sind – und wie einfach es ist, Schlagzeilen zu machen. Ich hoffe, dass wir in Zukunft nicht wieder mit solchen Problemen konfrontiert werden."
Die Vuelta 2025 wurde zum Symptom einer größeren Debatte über die politische Verwundbarkeit des Profiradsports – und darüber, wie mit Protesten umzugehen ist, die sich gezielt gegen Teams oder Sponsoren richten.

Empathie für Premier Tech

Trotz aller Kontroversen äußerte Vingegaard Verständnis für die Fahrer von Israel – Premier Tech: "Ich habe mit einigen von ihnen gesprochen. Auf ihren Schultern lastet eine Menge Druck, und alle Proteste richteten sich gegen sie. Ich weiß nicht, ob sie sich sicher fühlten, aber es muss hart gewesen sein. Es war für niemanden angenehm – auch nicht für sie."
Für Vingegaard wird die Vuelta nicht nur als sportlicher Triumph in Erinnerung bleiben, sondern auch als Wendepunkt: ein Mahnmal dafür, wie schnell Radsport zur Bühne für etwas weit Größeres werden kann.
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading