Tour-de-France-Star Florian Lipowitz beendet die Saison 2025 vorzeitig – „Ehrlich gesagt, bin ich erleichtert“

Radsport
Dienstag, 07 Oktober 2025 um 15:15
FlorianLipowitz
Mit gerade einmal 25 Jahren hat Florian Lipowitz einen der bemerkenswertesten Aufstiege der jüngeren Radsportgeschichte hingelegt. In nur 15 Monaten katapultierte sich der ehemalige Biathlet von einem weitgehend unbekannten Namen in der World Tour auf das Podium der Tour de France. Nach einer Saison voller Erfolg und Belastung beendet der Deutsche nun offiziell sein Rennjahr – und spricht offen über Erleichterung, Dankbarkeit und den Wert der Ruhe.
„Ehrlich gesagt, ist es eine Erleichterung“, erklärte Lipowitz in einer Pressemitteilung seines Teams Red Bull – BORA – hansgrohe. „Gleich nach den Rennen in Kanada haben wir beschlossen, die Off-Season um drei Wochen vorzuverlegen. Jetzt kann ich mich endlich um all die Dinge kümmern, die während des Jahres nie in den Kram passen.“

Vom Biathleten zum Tour-Podium in Rekordzeit

Lipowitz’ Aufstieg begann 2024 mit einem dritten Platz bei der Tour de Romandie – der Startschuss zu einer beeindruckenden Entwicklung. Kurz darauf gewann er die Sibiu Cycling Tour, wurde Siebter bei seiner ersten Grand Tour, der Vuelta a España, und bewies damit, dass er das Potenzial für mehr besitzt.
2025 folgte der endgültige Durchbruch. Zweiter bei Paris–Nizza, Vierter bei der Itzulia Baskenland und schließlich Dritter beim Critérium du Dauphiné – nur Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard standen noch über ihm. Diese Leistungen sicherten ihm bei der Tour de France eine Doppelrolle: als Co-Leader neben Primoz Roglic, aber mit deutlich eigenen Ambitionen.
Am Ende stand Lipowitz auf dem Podium – Gesamtdritter und Gewinner der Nachwuchswertung. Eine Tour, die als eine der härtesten der letzten Jahre galt, machte ihn endgültig zu einem der neuen Stars des internationalen Pelotons.

„Jetzt habe ich Zeit, ohne Ziel zu fahren – oder gar nicht zu fahren“

Nach einer so intensiven Saison braucht der Deutsche vor allem eines: Abstand. „Es fühlt sich gut an, den Kopf völlig frei zu bekommen“, sagt er. „Während der Saison ist alles verplant – Rennen, Training, Erholung. Da bleibt kaum Raum zum Abschalten. Jetzt habe ich Zeit, ohne Ziel zu fahren, oder gar nicht zu fahren. Diese Art der mentalen Erholung ist genauso wichtig wie die körperliche.“
Lipowitz beschreibt die letzten Monate als emotional und lehrreich: „Viele Momente waren erfreulich, aber auch ungewohnt. Erst vor ein paar Wochen habe ich wirklich verarbeitet, was alles passiert ist. Die Ergebnisse geben mir die Zuversicht, dass nichts davon Zufall war – dass sich das harte Training und all die Wochen fern der Heimat wirklich gelohnt haben.“
Gleichzeitig habe ihn die plötzliche Aufmerksamkeit überrascht: „Damit umzugehen und dabei auf dem Boden zu bleiben, ist Teil des Prozesses.“

Neue Energie für 2026 – mit noch größerem Konkurrenzkampf

Mit dem bevorstehenden Wechsel von Remco Evenepoel zu Red Bull – BORA – hansgrohe steigt der interne Druck weiter. Neben Stars wie Primoz Roglic, Jai Hindley und Giulio Pellizzari wird Lipowitz auch im kommenden Jahr um seine Rolle kämpfen müssen.
Doch gerade deshalb will er die Zeit jetzt genießen: „Ich freue mich auf den Alltag – auf Familie, Freunde und darauf, mal nicht an Watt, Lebensmittelwaagen oder Etappenprofile zu denken. Vielleicht mache ich einfach einen spontanen Ausflug, ohne vorher einen Trainingsplan zu prüfen. Diese Art von Freiheit ist ein echter Luxus während der Saison.“
Und dann fügt er mit einem Lächeln hinzu: „Gleichzeitig spüre ich schon die Vorfreude auf das nächste Jahr – diesmal aber mit ganz neuer Energie.“
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