Richard Carapaz galt vor dem Start des Giro d’Italia als einer der Geheimfavoriten – und am Mittwoch machte er deutlich, dass mit ihm weiterhin zu rechnen ist. Auf der 11. Etappe zündete der Ecuadorianer eine explosive Attacke und fuhr einen emotionalen Solosieg ein. Es war nicht nur ein sportliches Ausrufezeichen, sondern auch eine persönliche Botschaft.
„Es war eine sehr schwierige Etappe. Am ersten Anstieg haben so viele Männer gelitten – da wusste ich, dass ich gute Beine habe“, erklärte Carapaz nach dem Rennen. Der Angriff sei Teil eines Plans gewesen, der perfekt aufging.
EF Education-EasyPost, nicht unbedingt als bergstarke Mannschaft bekannt, profitierte dabei auch von der Tempoverschärfung durch LIDL-Trek, die die Ausreißergruppe entscheidend dezimierte.
„Dann musste ich nur noch auf den richtigen Moment warten“, so Carapaz weiter. Dieser kam neun Kilometer vor dem Ziel, als sich am letzten Anstieg kurz Unsicherheit in der Favoritengruppe breit machte. Carapaz nutzte die Gelegenheit – und riss die Lücke.
„Ich habe den perfekten Moment gewählt und konnte zum Glück bis ins Ziel durchziehen. Es war fast wie ein Einzelzeitfahren“, beschrieb er seinen Antritt. Auch wenn sein Vorsprung im Finale auf zehn Sekunden schrumpfte, reichte es, um in der Gesamtwertung drei Plätze gutzumachen.
Noch emotionaler als der sportliche Erfolg war für Carapaz jedoch die persönliche Bedeutung dieses Sieges: „Ich möchte den Sieg meinem Sohn widmen, der heute Geburtstag hat, und meiner Frau. Ich hoffe, sie haben genossen, was ich heute getan habe.“
Der Etappensieg bringt ihn bis auf 1:56 Minuten an das Rosa Trikot von
Isaac del Toro heran – und Carapaz ist entschlossen, diese Lücke weiter zu schließen. Seine Botschaft an die Konkurrenz ist klar: „Ich habe nicht vor, mich zu schonen. Ich werde bis zum Ende des Giro weiter kämpfen.“
Für EF Education-EasyPost, das bislang eine durchwachsene Saison erlebte, ist der Sieg ein dringend benötigter Erfolg – und ein Signal: Mit Richard Carapaz ist auf den kommenden Bergetappen wieder voll zu rechnen.