„Ich war nie in Panik“ – Jasper Philipsen spricht erstmals über Sturz-Aus bei der Tour

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 15 Juli 2025 um 15:00
crash
Nach zehn Etappen hat die Tour de France 2025 ihren ersten Ruhetag erreicht – und einen ihrer prominentesten Ausfälle bereits hinter sich: Jasper Philipsen. Der belgische Top-Sprinter von Alpecin-Deceuninck musste das Rennen nach einem schweren Sturz auf der 3. Etappe aufgeben – nur zwei Tage, nachdem er in Bologna triumphiert und das Gelbe Trikot erobert hatte.
Erstmals seit dem Vorfall meldete sich der 26-Jährige nun öffentlich zu Wort. In einem Interview mit der Wieler Revue nahm er seinen Rivalen Bryan Coquard in Schutz, der in den sozialen Medien wegen des Auslösers des Sturzes scharf kritisiert worden war.

„Einfach unglaublich unglücklich“

„Es war nur ein Rennzwischenfall“, sagte Philipsen nüchtern. „Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man als 'Bösewicht' abgestempelt wird. Coquard hätte in diesem Moment nichts anders machen können.“
Besonders tragisch: Nur Sekunden vor dem Sturz hatten sich die beiden Sprinter noch über die Risiken moderner Zwischensprints unterhalten. „Ich sagte ihm sogar, dass wir kein Risiko eingehen sollten, und er meinte, er würde nur an den Rädern bleiben“, so Philipsen. „So etwas sage ich sonst nie – Stürze bei Zwischensprints sind selten. Und dann passiert genau das. Fast wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.“
Unmittelbar nach dem Sturz war es Teamkollege Gianni Vermeersch, der sich als Erster um Philipsen kümmerte. „Ich fragte ihn noch, ob es schlimm aussähe. Er war ein wenig in Panik, und ein paar Sekunden später wurde mir klar, dass es vorbei war“, erinnert sich Philipsen. „Dann kam der Schmerz – körperlich, aber auch emotional.“

Vom Gelben Trikot zur Reha

Trotz der Enttäuschung versucht Philipsen, das Positive zu sehen: „Letztlich dauerte meine Tour nur drei Tage… aber niemand kann mir den Etappensieg und das Gelbe Trikot nehmen. Das mildert den Schlag – auch wenn ich große Ambitionen hatte und in Topform war.“
Mittlerweile befindet sich der Belgier in der Reha. Ein komplizierter Schlüsselbeinbruch – samt ausgekugeltem AC-Gelenk und Muskelverschiebung – verzögert die Rückkehr aufs Rad. Doch sein Körper zeigt gute Heilungstendenzen: „Ich brauche keine Schmerzmittel mehr und gewinne täglich an Beweglichkeit“, sagt er.
Bis zur Rückkehr ins Peloton bleibt Philipsen Zuschauer – allerdings mit einem besonderen Souvenir im Wohnzimmer. „Viele Leute sind vorbeigekommen, um das Trikot zu sehen. Es liegt noch immer auf dem Sofa. Einen Platz an der Wand habe ich noch nicht gefunden“, lacht er. „Und mein Koffer? Der ist noch nicht ausgepackt. Irgendwie fühlt sich die Tour an, als würde sie immer noch weitergehen.“
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