Die erste Hälfte der
Tour de France 2025 hat bereits zahlreiche Schlaglichter geliefert – eines davon ist die kompromisslose Fahrweise von
Visma - Lease a Bike. Das Team um
Jonas Vingegaard setzt auf eine aggressive Strategie, die den Rivalen
Tadej Pogacar und sein
UAE Team Emirates - XRG zermürben soll.
Auch auf der 10. Etappe diktierte Visma das Geschehen in der Spitzengruppe. Sepp Kuss und Matteo Jorgenson erhöhten früh das Tempo, während UAE gezwungen war, Kräfte zu investieren. Pogacar blieb zwar zunehmend auf sich allein gestellt, zeigte sich aber unbeeindruckt – und attackierte am letzten Anstieg sogar selbst. Vingegaard hielt dagegen. Gemeinsam überquerten sie die Ziellinie – und tauschten dabei einen kurzen, aber vielsagenden Händedruck aus.
„Das gehört alles zum Spiel“
Doch war dieser Moment Ausdruck gegenseitigen Respekts – oder gezielte Psychologie? Für Ex-Profi
Michael Boogerd ist Letzteres wahrscheinlicher. Im niederländischen Podcast Bicycling Wielercafé analysierte er die Szene mit einem Augenzwinkern: „Man konnte sehen, wie Pogacar auf die Hand schaute und dachte: ‘Was soll ich damit machen?’ Vielleicht hat er sich vergewissert, dass da nichts drauf ist!“
Boogerd sieht in Vingegaards Gesten eine bewusste Inszenierung: „Er pustet Küsse, winkt – er hat Spaß daran. Aber man merkt auch, dass beide Teams ständig versuchen, sich gegenseitig zu provozieren. Das gehört alles zum Spiel.“
Auch Erik Breukink, vierfacher Etappensieger bei der Tour, äußerte sich kritisch über die frühe Taktik von Visma: „In den ersten Tagen fand ich ihre Angriffe auf flachem Terrain und in Abfahrten übertrieben. Clever war das nicht. Aber klar – sie hoffen, dass Pogacar irgendwann einbricht. Und sie selbst stark bleiben.“
Ob sich dieser Plan am Ende auszahlt, wird sich in den Bergen zeigen. Doch eines ist sicher: Der Kampf zwischen Pogacar und Vingegaard wird nicht nur auf der Straße, sondern auch im Kopf entschieden.