„Ich musste die Dinge ernster nehmen – ich habe zu viel herumgealbert“: Mads Pedersen räumt ein, dass mangelnde Konzentration ihn früher in seiner Karriere große Resultate kostete

Radsport
Samstag, 29 November 2025 um 18:00
MadsPedersen (2)
Mads Pedersen gehört heute zu den zuverlässigsten Gewinnern des Pelotons. Doch der dänische Klassiker-Star und Sprint-Allrounder von Lidl–Trek sagt rückblickend, dass seine Karriere deutlich früher hätte explodieren können – wäre er nicht jahrelang zu unbekümmert, zu verspielt, schlicht zu wenig fokussiert gewesen.
Im Lang Distance Podcast sprach der 29-Jährige überraschend offen über Selbstkritik, verpasste Chancen und die Entwicklung vom lockeren Neo-Pro zum Weltmeister und Grand-Tour-Dominator.

„Ich habe zu viele Vorderräder ruiniert“ – Pedersen über seine frühen Fehler

Wenn er seinem jüngeren Ich nur einen einzigen Rat geben dürfte, wäre er glasklar: „Ich würde wohl sagen, dass ich die Dinge ernster hätte angehen müssen“, sagte Pedersen. Er erinnert sich an Teamansprachen, die ihn mehr zur Konzentration drängten – und an peinliche Situationen, die aus reiner Unachtsamkeit entstanden.
„Das Team sagte mir, ich müsse fokussierter sein. Ich habe zu viele Vorderräder ruiniert, weil ich in andere Fahrer hineingefahren bin.“
Auch im Training habe er es zu locker genommen. „Ich habe auf Trainingslagern ein bisschen zu viel herumgealbert. Ich habe Ergebnisse verpasst, weil im Rennen einfach der Fokus fehlte. Also würde ich mir sagen: Konzentrier dich auf das, was du tust.“
Es ist ein seltener Einblick in die mentale Seite eines Athleten, der für Härte, Zähigkeit und Zuverlässigkeit bekannt ist – nicht unbedingt für Selbstzweifel.

Vom unkonzentrierten Talent zum Weltmeister

Die Schonhaltung des jüngeren Pedersen kontrastiert heute drastisch mit der Karriere, die folgte. Spätestens 2018, mit seinem zweiten Platz bei der Flandern-Rundfahrt, wurde er zu einer festen Größe in den Klassikern.
2019 folgte sein größter Coup: der Weltmeistertitel im Straßenrennen von Yorkshire – der erste eines dänischen Fahrers im Elitefeld. Seitdem hat sich Pedersen zu einem der produktivsten Allrounder seiner Generation entwickelt.
Sein Palmarès liest sich wie eine Best-of-Liste der modernen WorldTour:
  • Etappensiege bei Tour, Giro und Vuelta
  • Klassiker-Erfolge wie Gent–Wevelgem
  • Gesamtsiege bei Tour de la Provence, Deutschland Tour, Tour of Denmark
  • ein Portfolio, das über Jahre kaum Schwächen zeigt
Er gewann nicht nur große Rennen, sondern tat dies konstant – und in einer Vielzahl von Szenarien: Sprints, Hügelfinals, Ausreißergruppen, Regen- und Windchaos.

Die Saison 2025: ein Meisterwerk der Beständigkeit

Auch 2025 reihten sich die Erfolge nahtlos aneinander. Pedersen gewann zum dritten Mal Gent–Wevelgem und dominierte den Giro d’Italia mit vier Etappensiegen sowie der Punktewertung. Bei der Vuelta verteidigte er ebenfalls das grüne Trikot und holte einen weiteren Etappensieg.
Dazu kamen nationale Titel im Zeitfahren und im Gesamtklassement der Dänemark-Rundfahrt sowie die erneute Gesamtwertung der Tour de la Provence. Wäre eine Erkrankung im Oktober nicht dazwischengekommen, hätte er seine zweistellige Siegzahl wohl noch weiter ausgebaut.
Es ist die Bilanz eines Fahrers, der jeden Zweifel an seiner Konstanz hinter sich gelassen hat – und heute zu den verlässlichsten Siegfahrern der WorldTour zählt.

Vom Talent zum Profi – und vom Profi zum Maßstab

Pedersen wirkt heute wie ein komplett anderer Athlet als der Youngster, der einst „zu viel herumalberte“. Eine Karriere, die durch kleinere Fehler leicht hätte ins Stocken geraten können, ist längst zu einer der stabilsten Erfolgsgeschichten des modernen Radsports geworden.
Seine Selbstkritik zeigt vor allem eines: Dass selbst die härtesten Fahrer des Pelotons nicht perfekt beginnen – sondern perfekt werden, weil sie bereit sind, genau das zuzugeben.
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