Die achte Etappe der
Tour de France Femmes wurde im Vorfeld als entscheidender Tag des Rennens gehandelt – und sie hielt, was sie versprach. Der berüchtigte Col de la Madeleine, einer der längsten und härtesten Anstiege der Alpen, brachte das Klassement gehörig durcheinander. Dass aber ausgerechnet
Pauline Ferrand-Prevot den Tag für sich entscheiden würde, kam für viele überraschend – selbst für ihre Teamkolleginnen.
Denn Ferrand-Prevot, die bislang eher im Schatten der Kapitäninnen stand, zeigte eine sensationelle Vorstellung. Mit einer klug getimten Attacke am letzten Anstieg setzte sie sich ab, überholte Marion Bunel und fuhr solo ins Ziel – womöglich mit dem Gelben Trikot als Belohnung.
Visma feiert – und bleibt vorsichtig optimistisch
Beim Team Visma war die Freude riesig – auch wenn die Überraschung spürbar war. „Fangen Sie gar nicht erst an, darüber zu reden, wir haben noch einen Tag vor uns. Ich kann nicht glauben, dass ich dabei sein darf – es fühlt sich an, als wäre ich auf Drogen“, sagte eine überwältigte Femke de Vries gegenüber In de Leiderstrui.
Auch Routinier
Marianne Vos zeigte sich tief beeindruckt: „Ich habe es nur über den Funk mitbekommen, aber es ist ein fantastischer Tag. Pauline war unglaublich stark. Ich wusste, dass sie bereit ist, aber man muss es auch umsetzen – und das hat sie eindrucksvoll getan. Was sie heute gezeigt hat, ist außergewöhnlich.“
Ferrand-Prevot lässt das Feld stehen
Während SD Worx zunächst auf Anna van der Breggen setzte, konnte die niederländische Grand-Dame am Col de la Madeleine nicht mithalten. Teamchef Danny Stam zeigte sich fair und voll des Respekts: „Ferrand-Prevot hat mit Ausnahme von Gigante alle um zwei bis drei Minuten distanziert. Das ist natürlich beeindruckend. Sie ist eine Ausnahmekönnerin – aber dass sie heute so dominiert, damit haben wir nicht gerechnet.“
Die Etappe forderte ihren Tribut. Auch Topfahrerinnen wie
Katarzyna Niewiadoma litten auf dem brutalen Anstieg. Die Polin zeigte dennoch eine starke Leistung, wurde Tagesachte und kletterte auf Rang vier der Gesamtwertung. „Das waren die besten 90 Minuten meiner Tour – so viel besser als im letzten Jahr“, sagte sie. „Es ist schwer, sich an so einem Tag gut zu fühlen… aber ich habe wirklich alles gegeben.“
Finale Entscheidung am Sonntag
Noch ist die Tour nicht entschieden. Am Sonntag steht die neunte und letzte Etappe an – mit technischen Abfahrten, hohem Tempo und der Chance, das Klassement noch einmal durcheinanderzuwirbeln. Niewiadoma hält das Podium für realistisch: „Vielleicht fällt Gigante noch zurück. Es endet ja nicht auf einem Gipfel – das könnte uns in die Karten spielen.“