Pauline Ferrand-Prevot hat sich mit ihrer Leistung auf der achten Etappe der
Tour de France Femmes in eine hervorragende Ausgangsposition gebracht. Mit einer über einstündigen Anstrengung am Col de la Madeleine, bei der sie laut Teamdaten rund 5 Watt pro Kilogramm trat, distanzierte sie ihre Konkurrentinnen deutlich. Ihr Vorsprung: 2:37 Minuten auf
Sarah Gigante, 3:18 Minuten auf
Demi Vollering. Doch noch ist nichts entschieden – die schwere Finaletappe wartet.
Armstrong lobt – und warnt vor dem Joux-Plane
Auch
Lance Armstrong zeigte sich beeindruckt – mahnte im The Move-Podcast jedoch zur Vorsicht. „In der ersten Woche sah sie so gut aus. Man hat gesehen, wie clever sie fährt. Als Gigante attackierte, ließ sie sie erst einmal ziehen – aber am Ende war klar: Sie hatte alles gegeben. Das war alles, was sie hatte.“
Die 33-jährige Französin, die nach Jahren im Mountainbike-Sport wieder verstärkt auf der Straße unterwegs ist, zeigte nicht nur physische Stärke, sondern auch Rennintelligenz. „Sie hat sich nicht auf Spielchen eingelassen. Kein Blick zurück, kein Zögern – einfach ihr Rennen gefahren“, so Armstrong. „Man sah es kommen: Sie beginnt zu schwingen, bewegt sich aus dem Sattel… und dann fährt sie einfach weg. Selbst die Kamera konnte kaum folgen.“
Dreijahresziel auf einmal greifbar
Ferrand-Prevots Ziel war klar: In drei Jahren die Tour de France Femmes gewinnen. Nun scheint sie schon beim ersten Anlauf kurz davor zu stehen. Ihr Angriff 8,5 Kilometer vor dem Ziel ließ Gigante stehen, sie holte die letzten Ausreißerinnen ein – und fuhr mit voller Überzeugung zum Etappensieg.
Doch der gefährlichste Tag steht noch aus: die neunte Etappe mit dem Col de Joux-Plane, einer Abfahrt nach Morzine – technisch anspruchsvoll, rasant und potenziell rennentscheidend. Armstrong: „Die Abfahrt ist extrem gefährlich. Je näher man Morzine kommt, desto tückischer wird es. Ein Tag mit 2.800 Höhenmetern, 124 Kilometern – das kostet Körner. Wer da schlechte Beine hat, kann alles verlieren.“
Das Rennen wird hier entschieden
Für Armstrong ist klar: Der Joux-Plane ist das Schlüsselstück – nicht nur wegen der Steigung, sondern wegen der Abfahrt und dem darauffolgenden Anstieg. „Ich erinnere mich gut: Pantani griff dort an, Jan [Ullrich] hängte mich ab. Ich war komplett leer. Danach musste ich diese Abfahrt allein runter – das war brutal.“
In einem Rennen, in dem Sekunden über Plätze entscheiden, ist höchste Konzentration gefragt. „Es geht nicht nur um den Sieg. Platz zwei ist besser als drei. Drei ist deutlich besser als vier. Jeder Platz zählt. Und Ferrand-Prevot muss jetzt alles zusammenhalten: Körper, Kopf und Mut.“