"Ich hatte Blut im Gesicht" - Vingegaard kritisiert medizinische Betreuung nach Sturz bei Paris-NIzza

Radsport
Montag, 19 Mai 2025 um 18:30
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Jonas Vingegaard bereitet sich aktuell auf Teneriffa in der Höhe auf sein großes Saisonziel vor: die Tour de France. Doch der Weg dorthin verlief alles andere als reibungslos. In einer Pressekonferenz des Teams Visma | Lease a Bike sprach der Däne offen über seinen schweren Sturz bei Paris-Nizza – und übte deutliche Kritik an der medizinischen Betreuung vor Ort.
„Wir fuhren bergauf, es ging langsam, vielleicht 10 bis 15 km/h“, erklärte Vingegaard. „Ein Fahrer vor mir verlor die Kontrolle, kam in meine Spur – ich konnte nichts machen und bin direkt mit dem Gesicht voraus gestürzt.“ Der Sturz führte zu sichtbaren Verletzungen im Gesicht, zersplitterter Brille und – wie sich später herausstellte – einer Gehirnerschütterung. Doch untersucht wurde er darauf zunächst nicht.
„Ich bin direkt zum Rennarzt, weil ich geblutet habe – aber niemand hat mich auf eine Gehirnerschütterung getestet“, so der Tour-Sieger von 2022 und 2023. „Das fand ich ehrlich gesagt ziemlich seltsam. Wenn man sieht, dass jemand im Gesicht blutet und die Brille zerbrochen ist, sollte das Standard sein.“
Die Folgen des Sturzes waren gravierend. Vingegaard musste Paris-Nizza abbrechen, verzichtete auf die Volta a Catalunya und alle weiteren Frühjahrsrennen. In den ersten Tagen nach dem Sturz war selbst der Alltag eine Herausforderung: „Wenn ich eine Stunde wach war, musste ich anderthalb Stunden schlafen“, beschrieb er. „Ich hatte wirklich zu kämpfen.“
Ein erster Versuch, wieder Rad zu fahren, schlug fehl. „Nach einer Stunde lockerem Training war mir schwindlig und schlecht. Ich musste mich hinlegen und habe das Rad danach vier Tage lang nicht mehr angerührt.“ Fünf Wochen Trainingsrückstand kosteten ihn wichtige Vorbereitung – körperlich und mental.
Seine Kritik richtet sich auch an die Organisation: „Wenn jemand sichtbare Verletzungen oberhalb der Schultern hat, sollte er auf eine Gehirnerschütterung untersucht werden, bevor er weitermacht. Das ist für mich selbstverständlich.“ Vingegaard war an diesem Tag erkennbar angeschlagen, wurde aber dennoch nicht medizinisch korrekt betreut. „Selbst wenn der Rettungswagen nicht sofort da war – man hätte mich untersuchen müssen, sobald ich dort war.“
Inzwischen blickt der 27-Jährige wieder nach vorne. Das einzige verbleibende Vorbereitungsrennen auf dem Weg zur Tour wird das Critérium du Dauphiné sein. Seine Form ist noch nicht auf Topniveau – aber das Ziel bleibt klar. „Ich hoffe, dass ich besser werde als je zuvor. Und wenn ich das schaffe, bin ich überzeugt, dass ich um den Toursieg kämpfen kann.“
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