"Ich habe mein Glas jedes Mal ausgetrunken": Champagner nach dem Etappensieg – Ritual oder Risiko?

Radsport
Mittwoch, 16 Juli 2025 um 7:30
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Die Zeiten, in denen Fahrer während der Etappe Cognac tranken oder auf dem Rad rauchten, sind längst vorbei. Doch der Alkohol hat bei der Tour de France nicht völlig ausgedient – besonders dann, wenn es um das symbolträchtige Glas Champagner nach einem Etappensieg geht.
Einige der bekanntesten Fahrer sprachen im Nieuwsblad offen über diese Tradition. Tim Merlier, der bereits zwei Etappen gewann, sieht im Sekt ein festes Ritual: „Ich habe mein Glas jedes Mal ausgetrunken. Es sind kleine Mengen, und ich finde, das gehört einfach dazu.“ Auch bei Soudal – Quick-Step sieht man das entspannt. Ernährungsberaterin Karolien Rector sagt: „Es geht um den Teamgeist – nicht jeder trinkt das Glas leer.“ Gianni Vermeersch von Alpecin-Deceuninck stimmt zu: „Ein Etappensieg ist etwas Einmaliges. Ein Glas gehört dazu, um das zu würdigen.“

Symbolischer Genuss oder sportliche Belastung?

Andere wie Laurenz Rex sehen das pragmatisch: „Wenn es schmeckt, trinken wir es. Für den Kopf hilft so ein Glas mehr als es körperlich schadet.“ Edward Theuns hebt vor allem den symbolischen Charakter hervor: „Es geht nicht um Alkohol – sondern um das Gefühl, das Glas zu heben. Das ist Tradition.“ Und Oliver Naesen? Der nimmt es locker: „Manchmal trinke ich zwei. So ein Sieg kann ein Leben verändern – da gehört Champagner einfach dazu.“

Doch was sagt die Sportwissenschaft dazu?

Jemme Terryn, Ernährungsberater bei Intermarché–Wanty, warnt vor den physiologischen Folgen: Alkohol hemmt die Erholung, verzögert die Glykogen-Speicherung und dehydriert. „Die Leber muss den Alkohol erst abbauen, bevor sie sich wieder um die Energiespeicherung kümmern kann – das ist das Hauptproblem.“ Britt Lambrecht von Lotto Dstny ergänzt: „Ein Glas ist okay, aber wenn ein Team fünf oder sechs Etappen gewinnt, würde ich nicht jedes Mal dazu raten.“

Balance zwischen Tradition und Regeneration

Der Konsens unter den Experten: Ein einzelnes Glas Champagner ist kein Drama – wenn die Regeneration ansonsten stimmt. „Champagner ist ein vergleichsweise reines Getränk“, heißt es aus dem Teamumfeld. „Wenn man sich an seinen Erholungsplan hält und ausreichend Kohlenhydrate aufnimmt, ist das vertretbar.“ Entscheidend sei, dass der Moment des Feierns nicht die körperliche Vorbereitung auf den nächsten Tag überschattet.
Tradition oder Wissenschaft – am Ende zählt die Balance. Und die Fähigkeit, einen Sieg zu genießen, ohne den nächsten zu gefährden.
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