"Ich dachte es wäre keine gute Idee weiterzufahren" - Wout van Aert gesteht Zweifel am ersten Wochenende des Giro d'Italia ein

Radsport
Montag, 19 Mai 2025 um 19:30
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Wout van Aert hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Mit einem überzeugenden Sieg auf der Schotteretappe nach Siena krönte der Belgier seine bislang schwierige Giro-Woche und beendete eine monatelange Sieglosigkeit. Es war ein Befreiungsschlag – sportlich wie mental – für den Fahrer von Visma - Lease a Bike, der zwischenzeitlich selbst an seinem Verbleib im Rennen zweifelte.
„Mental fühle ich mich jetzt ganz anders“, erklärte van Aert auf einer Pressekonferenz, wie Cyclingnews berichtet. „Vor einer Woche habe ich mich ernsthaft gefragt, ob es die richtige Entscheidung war, den Giro fortzusetzen.“ Der erste Ruhetag brachte neue Zuversicht, doch die 4. Etappe war ein Rückschlag. „Ich hatte schlechte Beine, obwohl die Etappe leicht war. Das war enttäuschend.“
Auf der 5. Etappe nach Matera kam der erste Lichtblick. Die Schmerzen wurden weniger, das Gefühl im Ziel war besser. „Es war das erste Mal, dass ich dachte: Okay, das war normales Leiden – nicht mehr der totale Einbruch.“ Von da an ging es aufwärts, auch wenn die Ergebnisse zunächst ausblieben.
Der Durchbruch kam auf der neunten Etappe nach Siena. Auf technisch anspruchsvollem Terrain überzeugte van Aert durch kluge Positionierung und starke Beine. Er setzte sich gegen Isaac del Toro durch, der seinerseits die GC-Favoriten distanzierte. Für van Aert war es mehr als ein Sieg – es war ein Statement.
„Bei einer Grand Tour besser zu werden, klingt schön. Aber man weiß nie, ob man sich wirklich steigert – oder einfach langsamer einbricht als die anderen“, sagte er selbstkritisch. „Ich spüre Fortschritte, aber es ist noch nicht meine Topform.“
Am Dienstag steht das Einzelzeitfahren an – eine Disziplin, in der van Aert normalerweise glänzt. Doch nach dem enttäuschenden Auftakt-Zeitfahren ist er vorsichtig. „Wir werden sehen, wie ich mich erhole. Auch wenn es ein Ruhetag ist – ich bin gestern weit gefahren, um diesen Sieg zu holen.“ Im Zeitfahren der zweiten Woche sei Frische oft entscheidender als reine Stärke.
Sein Favorit steht fest: Joshua Tarling. „In Albanien lief das ITT nicht gut, aber ich weiß inzwischen, woran es lag. Der Kurs am Dienstag ist simpel, nur der Start in Lucca ist technisch. Tarling liegt das. Er ist der Mann, den es zu schlagen gilt.“
Trotzdem blickt van Aert zuversichtlich auf die kommenden Tage. „Kurz vor einem Ruhetag zu gewinnen, gibt einem die Möglichkeit, wirklich durchzuatmen. Das haben wir getan. Ich bleibe realistisch, aber mit diesem Gefühl lässt sich gut in die zweite Hälfte des Giro starten.“
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