„Genug ist genug“ – Juan Ayuso erhebt schwere Vorwürfe gegen UAE Team Emirates

Radsport
Mittwoch, 08 Oktober 2025 um 13:00
juanayuso-2
Juan Ayuso zählt zu den umstrittensten Fahrern im Profiradsport – und das offenbar nicht ohne Grund. In einem aufsehenerregenden Interview schildert der 23-jährige Spanier, wie sich sein Verhältnis zum Management des UAE Team Emirates über Jahre zerrüttet hat. Laut Ayuso wurde ihm nach seiner Weigerung, den Vertrag bis 2030 zu verlängern, sogar mit einem schlechten Rennkalender gedroht. Nun hat er den Entschluss gefasst, das Team zu verlassen und sich Lidl–Trek anzuschließen.
„Es waren vor allem kleine Zwischenfälle, bei denen klar war, dass etwas nicht stimmte“, erklärte Ayuso im Gespräch mit Daniel Benson. „Nach jedem Rennen hatte ich das Gefühl, dass keine Chemie mehr da war. Selbst bei der Vuelta 2023 dachte ich schon daran, zu gehen, wenn sich die Gelegenheit ergäbe.“ Der Spanier, einst als großes Talent beim UAE-Team verpflichtet, löste seinen bis 2028 laufenden Vertrag vorzeitig auf.

Drohungen und enttäuschte Erwartungen

Die Probleme spitzten sich Anfang 2024 zu, als ihm die Teamleitung eine Vertragsverlängerung bis 2030 anbot – allerdings ohne Ausstiegsklausel. „Ich habe gesagt, dass ich nur verlängere, wenn es eine Ablösesumme gibt. Von da an wurde das Management sehr aggressiv. Man sagte mir, wenn ich nicht unterschreibe, würde sich zeigen, welchen Rennkalender ich bekomme“, schildert Ayuso. „Das war der Moment, an dem ich dachte: Genug ist genug.“
Der junge Spanier erlebte 2024 ein schwieriges Jahr, in dem er nach Verletzungen und Unstimmigkeiten innerhalb des Teams nicht zu seiner Form fand. Erst 2025 zeigte er wieder seine Klasse: Sieg bei Tirreno–Adriatico, starke Leistungen bei der Volta a Catalunya und ein Etappensieg beim Giro d’Italia. Doch auch dort sorgten interne Spannungen für Schlagzeilen – insbesondere mit Isaac del Toro, der nach Ayusos Sturz auf der „Mini-Strade-Bianche“-Etappe das Rosa Trikot übernahm.
„Ich habe oft gegen meine eigenen Teamkollegen gekämpft. Das ist kein schönes Gefühl“, sagte Ayuso. „Wenn man sich mehr auf das Geschehen im Team konzentriert als auf das Rennen selbst, läuft etwas schief.“

Keine Feindschaft mit Almeida

Gerüchte über Konflikte mit João Almeida oder gar Tadej Pogacar hält Ayuso für überzogen. Zwar habe es unterschiedliche Auffassungen gegeben, aber die Hauptprobleme lagen seiner Meinung nach woanders: „Es war nicht Almeida. Ich würde nie einen Teamkollegen herausfordern. Es ging um die Unklarheit seitens des Managements – niemand wusste genau, was unsere Rollen waren.“
Viele Entscheidungen, die ihn in der Öffentlichkeit als schwierigen Fahrer erscheinen ließen, seien zudem gar nicht von ihm selbst ausgegangen. „Wenn Fehler gemacht wurden, wurden sie nie angesprochen. Das hat mich mehr Energie gekostet als der Fehler selbst“, erklärte Ayuso. „Das Problem lag beim Management, nicht bei den Fahrern.“

Image-Schaden und der Abschied mitten in der Vuelta

Besonders hart traf Ayuso die öffentliche Darstellung seiner Person. Nachdem sein bevorstehender Wechsel während der Vuelta publik geworden war, fühlte er sich vom Team bloßgestellt: „Anstatt zu helfen, hat das Team versucht, es so aussehen zu lassen, als wäre ich der Bösewicht. Wenn das die Version ist, die sie erzählen wollen, kann ich das nicht ändern.“
Der Schritt zu Lidl–Trek soll nun einen Neuanfang markieren – auch wenn bereits erste Spannungen mit Mattias Skjelmose angedeutet wurden. Dennoch ist Ayuso optimistisch: „Ich bin sicher, dass die Leute nächstes Jahr sehen werden, wer ich wirklich bin. Wenn ich im Oktober ins Trainingslager komme, werden sie merken, dass ich bereit bin, für andere zu arbeiten.“
Zum Abschluss lobte er seine künftigen Teamkollegen: „Mads Pedersen war während der Vuelta sehr freundlich zu mir, obwohl es noch nicht offiziell war. Auch Giulio Ciccone habe ich kurz gesprochen – das war ein gutes Gefühl.“
Ayuso will in der neuen Saison nicht nur sich selbst beweisen, sondern auch zeigen, dass er im Team funktionieren kann: „Ich bin bereit, für andere zu fahren. Ich will beweisen, dass ich der Erste bin, der hilft, wenn es darauf ankommt.“
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading