Die Straßen-Europameisterschaft 2025 war für Belgien die große Chance, sich an
Tadej Pogacar für dessen dominante Vorstellung bei der WM in Kigali zu revanchieren. Während Pogacar ohne den verletzten Primož Roglič antreten musste, konnte
Remco Evenepoel auf eine starke belgische Mannschaft zählen. Doch laut dem niederländischen Ex-Profi
Laurens ten Dam machte Belgien taktische Fehler, die letztlich den Titel kosteten.
In seinem Podcast Live Slow, Ride Fast analysierte ten Dam das Rennen vom Sonntag: Bereits nach der zweiten Runde war Pogacar ohne Unterstützung seiner slowenischen Teamkollegen, während Evenepoel noch Louis Vervaeke, Tiesj Benoot und Steff Cras an seiner Seite hatte. Doch statt diese zahlenmäßige Überlegenheit auszuspielen, übernahm Belgien die Kontrolle im Feld – und machte damit Pogacar ungewollt das Leben leichter.
„Pogacar war isoliert, und die Belgier hatten noch vier Fahrer“, sagte ten Dam. „In so einer Situation sollte man das Rennen beruhigen und die eigenen Helfer attackieren lassen. Stattdessen haben sie selbst das Tempo gemacht – und Pogacar profitiert immer, wenn das Rennen schwer wird.“
Ten Dam räumte allerdings ein, dass Pogacar wohl ohnehin kaum zu schlagen gewesen wäre:
„Selbst wenn man einige Belgier hätte wegfahren lassen, hätte Pogacar sie wohl früher oder später eingeholt. Aber so haben sie ihm den perfekten Startpunkt für seine Attacke geliefert.“
Diese kam schließlich am dritten Anstieg des Tages, wo Pogacar das Rennen entschied.
„Evenepoel kann einfach nicht so lange bergauf fahren wie Pogacar“, so ten Dam weiter. „Er hat zwar alles gegeben und den Rückstand auf etwa eine Minute begrenzt, aber Pogacar kann am Berg in kürzester Zeit genau diese Minute herausholen – und Remco hat diese Fähigkeit einfach nicht.“
Belgien zerstörte seine eigenen Chancen
Es entwickelte sich ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel: Remco Evenepoel versuchte verzweifelt, den rund einminütigen Rückstand auf Tadej Pogacar zu schließen – doch der Schaden war längst angerichtet. Der Belgier kämpfte unermüdlich, musste sich am Ende jedoch erneut mit Silber begnügen.
Was hätte Belgien anders machen können?
„Sie hätten die drei großen Anstiege so ruhig wie möglich fahren und mit möglichst vielen Belgiern ins Finale kommen sollen“, analysierte Laurens ten Dam. „Dann hätten sie abwechselnd attackieren können – also genau das Gegenteil von dem, was sie tatsächlich getan haben. Aber natürlich will man auch seinem Kapitän Vertrauen schenken, und Evenepoel hat dieses Vertrauen mit seiner Körpersprache eingefordert.“
Ten Dam zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass Nationaltrainer Serge Pauwels aus den jüngsten Rennen die richtigen Schlüsse ziehen wird – insbesondere aus der Erkenntnis, dass ein Sieg gegen Pogacar kaum mit klassischen Mitteln zu erreichen ist.
„Wenn ich Serge Pauwels wäre, würde ich mit Remco sprechen und über eine andere Herangehensweise nachdenken“, so der Niederländer. „Er hat jetzt zweimal erlebt, dass er Mann gegen Mann nicht gewinnen kann. Vielleicht sollte Belgien versuchen, das nächste Mal fünf gegen einen zu fahren.“