Freunde geben Entwarnung: Biniam Girmay vertraut auf sichere Weltmeisterschaften in Kigali

Radsport
Dienstag, 09 September 2025 um 9:00
girmay
Die Straßen-Weltmeisterschaften in Ruanda Ende dieses Monats markieren einen historischen Moment: Zum ersten Mal findet eine Radsport-WM in Afrika statt und bietet dem Kontinent eine gewaltige Bühne. Mit Biniam Girmay – Gewinner der Punktewertung und dreier Etappen bei der Tour de France 2024 – hat das Event in Kigali ein Gesicht, das sinnbildlich für eine neue Generation afrikanischer Talente steht.
Doch die Titelkämpfe im ostafrikanischen Land waren nicht frei von Kontroversen. Anfang des Jahres schlug Kritik hohe Wellen – ausgelöst durch den Bürgerkrieg im Nachbarland Kongo. Ruandas Präsident Paul Kagame wird offen beschuldigt, die Rebellen zu unterstützen und den Konflikt für die Interessen seines Landes auszunutzen. Zeitweise kursierten sogar Gerüchte über eine mögliche Absage und einen Umzug der Weltmeisterschaften, wobei angeblich eine alternative Strecke in der Schweiz vorbereitet worden war.
UCI-Präsident David Lappartient stellte jedoch klar, dass er auf die Sicherheitslage in Ruanda vertraut – nicht zuletzt dank der Expertise des belgischen Organisators Golazo. Und so wird sich die Aufmerksamkeit der Radsportwelt, trotz einiger prominenter Absagen, in wenigen Tagen auf Kigali richten.
Biniam Girmay äußerte sich im Magazin Bahamontes zu den Debatten: „Um ehrlich zu sein, habe ich erst vor ein paar Monaten zufällig in den Nachrichten vom Krieg im Kongo erfahren“, sagte der Eritreer. Sportlich zählt er auf dem schweren Kurs mit zahlreichen Anstiegen nicht zu den Topfavoriten, doch allein seine Präsenz wird die Zuschauer in Scharen an die Strecke locken.
Während 2024 mit seinen Erfolgen bei der Tour de France den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere markierte, verlief die Saison 2025 für Girmay ernüchternd. Der Intermarché-Wanty-Sprinter wartet noch immer auf seinen ersten Sieg des Jahres und musste sich bereits sechs Mal mit Platz zwei zufriedengeben – darunter auch einmal bei der Tour. Umso größer ist seine Hoffnung, den Bann bei der WM in Kigali endlich zu brechen.

Alles in Ordnung

Zu Beginn des Jahres zeigte sich der 25-Jährige noch unsicher, ob er bei der fast schon „Heim-WM“ in Ruanda antreten würde. Inzwischen hat Girmay seine Teilnahme bestätigt – nicht zuletzt, weil Freunde ihn über die Lage in Kigali beruhigt haben. „Aber in Ruanda selbst ist es doch sicher, oder?“, meinte er. „Ich habe dort einige Freunde, und Rein Taaramäe, ein ehemaliger Teamkollege, trainiert oft dort.“
Mit ihnen sprach Girmay auch über die Sicherheitslage. „Sie haben mir gesagt, dass alles in Ordnung ist, dass es keine Probleme gibt. Sie sind klug genug, um alles reibungslos ablaufen zu lassen. Wenn sie dort das größte Eintagesrennen des Jahres organisieren, wird es sicher sein“, erklärte er. „Ich denke nicht wirklich über Politik oder die Rolle des Sports dabei nach.“
Biniam Girmay trägt das Grüne Trikot bei der Tour de France 2024
Biniam Girmay trägt das Grüne Trikot bei der Tour de France 2024
Biniam Girmay kennt Ruanda aus eigener Erfahrung – mehrmals war er bereits dort, darunter auch als Fahrer. 2018 feierte er bei den Junioren-Afrikameisterschaften in Kigali seinen internationalen Durchbruch, als er drei Goldmedaillen gewann. Später startete er zweimal bei der Tour du Rwanda. „Das letzte Mal war 2021“, erinnert er sich. „Ich habe keine Ahnung, was dort jetzt los ist. Afrika ist zehnmal so groß wie Europa – fragen Sie mich nicht nach einem bestimmten Land, außer nach dem Radsport in Eritrea.“
Abseits des Sports gibt der eritreische Star offen zu, dass er mit weltpolitischen Entwicklungen kaum in Berührung kommt. „Ich verfolge die Nachrichten nicht. Ich bin darin wirklich schlecht und habe keine Ahnung, was gerade passiert“, gesteht er. „Ab und zu sehe ich etwas auf meinem Handy oder höre etwas von einem Teamkollegen. Aber wenn ich den Fernseher einschalte, dann nur für Sport: Radsport, Fußball, Basketball, Formel 1 – das mag ich alles. Oder ich schaue mit meiner Frau oder meinen Kindern eine Dokumentation auf Netflix.“
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