Das norwegische Continental-Team Coop–Repsol erlebte im vergangenen Sommer ein äußerst schwieriges Jahr. Doch mit harter Arbeit, Zusammenhalt und einem beeindruckenden Teamgeist gelang die Wende. Der Lohn dafür war ein Märchenmoment: Storm Ingebrigtsen schenkte dem langjährigen Sponsor Coop beim vorerst letzten Rennen als Namensgeber einen emotionalen Heimsieg bei der Tour of Norway.
„Der stolzeste Moment war sicher Storms Sieg im Mai“,
sagte General Manager Roy Hegreberg gegenüber Domestique. „Das war auf so viele Arten emotional. Als ich anfing, darüber zu sprechen, kamen mir sofort die Tränen.“
Dieser Triumph war weit mehr als nur ein Etappenerfolg. Er symbolisierte die Widerstandskraft eines Teams, das wenige Monate zuvor einen kaum fassbaren Verlust erlitten hatte: den Tod von André Drege nach einem Sturz bei der Tour of Austria 2024. Plötzlich stand die junge Mannschaft ohne ihren Leader da – sportlich wie menschlich.
Trotz dieser Tragödie blieb die Gruppe eng vereint. Die sportliche Leitung wusste, dass Stabilität das Wichtigste war. Deshalb tätigte das Team vor der Saison 2025 nur einen einzigen Transfer: Eirik Vang Aas. Nicht als Ersatz für Drege – denn ein solcher ist unmöglich –, sondern um die UCI-Mindestkadergröße von zehn Fahrern zu erreichen.
Die schlimmste Zeit meines Lebens
„Es war die schlimmste Zeit meines Lebens“, sagte Hegreberg über eine Tragödie, die das gesamte Team an seiner Zukunft im Sport zweifeln ließ. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas einmal erleben würde – und dann passiert es. Aber ich glaube, wir haben es gut gehandhabt. Wir haben durchgehalten, zusammengehalten.“
Der Wendepunkt kam Ende Mai. Storm Ingebrigtsen attackierte direkt zu Beginn der ersten Etappe der Tour of Norway und setzte sich in die frühe Ausreißergruppe. Das Peloton unterschätzte jedoch den 20-jährigen Norweger, der sämtliche WorldTour-Teams düpierte und den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere feierte. Als Ingebrigtsen mit dem Finger gen Himmel über die Ziellinie fuhr, konnte Hegreberg die Tränen nicht zurückhalten.
Storm Ingebrigtsen widmete seinen Sieg bei der Tour of Norway Dregé
„An diesem Abend kamen so viele Emotionen hoch. Erleichterung, Freude, Stolz – das Gefühl, dass wir ein Team haben, das die Großen wirklich fordern kann, wenn alles zusammenpasst“, sagte er.
Gemeinsam machte die Mannschaft weiter. Nicht unverändert, aber geschlossen genug, damit sich die Talente erneut entfalten konnten. Und zum Jahresende steigen drei der größten Versprechen von
Coop-Repsol in die Profiränge auf: Storm Ingebrigtsen wechselt direkt in die WorldTour zu Uno-X Mobility, während seine Landsleute Karsten Larsen Feldmann und Eivind Broholt Fougner die Unibet Rose Rockets verstärken.
„Darauf bin ich wahrscheinlich am meisten stolz: dass wir heute hier stehen. Wir kämpfen weiter“, sagt Hegreberg. „Wir haben die Krise überstanden, in der wir im vergangenen Jahr steckten. Das macht mich sehr stolz – und es hat unser Team geprägt.“
Spannende Zeiten voraus
Neben den drei Abgängen ins Pro-Lager stehen ohnehin größere Veränderungen bevor. Mit dem neuen Titelsponsor, dem italienischen Unternehmen Drali Milano, wird sich die Identität des Teams künftig internationaler ausrichten. Und durch den Einstieg des neuen Besitzers Alexander Kristoff steigen die sportlichen Ambitionen auf ein neues Niveau.