Tadej Pogacar hat sich in den letzten Jahren mit herausragenden Leistungen den Ruf erarbeitet, das prägende Gesicht seiner Generation zu sein. Der Slowene begeistert mit seiner Vielseitigkeit, Angriffslust und scheinbar müheloser Überlegenheit in entscheidenden Momenten. Ob er am Ende als der größte Fahrer aller Zeiten in die Geschichte eingehen wird, ist eine Frage, die Fans, Experten und Rivalen wohl noch lange beschäftigen wird. Für
Juan Ayuso steht jedoch bereits fest: Pogacar ist im Radsport das, was Lionel Messi im Fußball war – ein Ausnahmetalent, das seinesgleichen sucht.
Im Interview mit der niederländischen Wieler Revue vor dem Start des Giro d’Italia spricht Ayuso offen über seine sportlichen Ambitionen, die Herausforderungen auf dem Weg zur Weltspitze und das tägliche Arbeiten im Schatten eines Superstars. Dabei ordnet er seine eigenen Stärken und Schwächen ein. „Ich sehe mich eigentlich mehr als Kletterer“, erklärt der 22-Jährige. Zwar sei das Zeitfahren für einen Rundfahrer von zentraler Bedeutung, doch im Hochgebirge fühlt er sich am wohlsten. „In den Bergen ist es schwieriger, eine oder zwei Minuten zurückzuholen. Deshalb will ich da besser werden.“
Sein Ziel für die kommende Saison ist klar: Mit einem möglichen Gesamtsieg beim Giro d’Italia 2025 möchte Ayuso den nächsten Karriereschritt machen und sich dauerhaft an der Weltspitze etablieren. Um das zu erreichen, will er die Lücke zu Top-Fahrern wie Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel und Primoz Roglic schließen.
Auffällig: Pogacar erwähnt er in dieser Aufzählung bewusst nicht. „Nein, ich erwähne Tadej nicht. Wenn ich sage, dass ich besser sein will als er, wird das sofort ein Medienzirkus“, scherzt Ayuso. Die Bewunderung für seinen Teamkollegen ist jedoch offenkundig. „Natürlich ist es mein Traum, der beste Fahrer der Welt zu werden – so zu sein wie er. Aber ich sehe ihn nicht als Rivalen. Tadej ist das Maß aller Dinge. Jeder Fahrer will auf sein Niveau kommen.“
Die beiden UAE-Fahrer standen bislang nur selten gemeinsam am Start. Bei der Tour de France 2024, einem der wenigen gemeinsamen Einsätze, konnte Ayuso Pogacar nicht wie geplant unterstützen. „Das war hart“, sagt er offen. Doch intern sei alles geklärt worden. „Wir haben unter vier Augen gesprochen, und er hat es verstanden. Unsere Beziehung ist völlig in Ordnung.“
Dass Pogacar innerhalb des Teams eine Sonderstellung genießt, ist für Ayuso nachvollziehbar. „Wir haben eine der besten Mannschaften der Welt, und das heißt auch: starke Konkurrenz im eigenen Team“, erklärt er. Wer seine Chance wolle, müsse sich beweisen. „Wenn jemand stärker ist, dann hilft man ihm. Das ist ganz klar. Und bei Tadej gibt es daran keinen Zweifel – er ist unser unbestrittener Anführer.“
Ayuso beschreibt, wie sehr ihn Pogacars scheinbare Leichtigkeit fasziniert. „Er ist einfach der beste Fahrer der Welt, und er macht alles mit so einer Leichtigkeit. Freunde außerhalb des Radsports fragen mich manchmal, ob das normal ist – dass einer so viel besser ist als der Rest. Aber das ist es nicht“, sagt Ayuso.
Für ihn steht fest: Pogacar ist ein sportliches Phänomen. „Was Messi im Fußball mit dem Ball macht, macht Tadej mit dem Rad. Er fährt einfach an allen vorbei, als wären sie nicht da. Er lässt es aussehen, als sei es ganz leicht – Tadej ist unser Messi.“