"Es war unglaublich" – Vingegaards Trainingsfahrt wird zum unvergesslichen Erlebnis für drei französische Nachwuchsfahrer

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 01 Mai 2025 um 16:45
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Jonas Vingegaard ist bekannt für seine kontrollierte Akribie auf dem Rad – und für seine ruhige, fast zurückhaltende Art abseits davon. Doch was sich während eines seiner Trainingslager in den Pyrenäen ereignete, beweist, dass der Däne nicht nur ein Weltklasse-Fahrer, sondern auch ein Fahrer mit Weltklasse-Charakter ist.
Der zweifache Tour-de-France-Sieger bereitete sich in Südfrankreich intensiv auf seinen dritten Angriff auf das Maillot Jaune vor. Auf dem Weg zum Col du Soulor kreuzte er dabei unerwartet den Weg von drei jungen Amateuren, unter ihnen der 19-jährige Paul Capelle. Was folgte, beschreibt Capelle als eines der größten Erlebnisse seines jungen Lebens.
„Sein Auto überholte uns etwa auf halber Höhe des Anstiegs und hielt dann am Straßenrand an“, erzählt Capelle im Interview mit dem dänischen Fernsehsender TV2. Im Auto: Grischa Niermann, Sportlicher Leiter bei Team Visma - Lease a Bike. „Er sagte uns, dass Jonas etwa zwei Minuten vor uns war, aber nicht besonders hart fuhr – vielleicht könnten wir ihn einholen.“
Doch das war leichter gesagt als getan. „Wir mussten fast 400 Watt treten, um ihn zu erreichen“, erinnert sich Capelle lachend. „Als wir ihn dann tatsächlich eingeholt hatten, war ich ziemlich nervös. Ich habe ihn angesprochen, ob es okay wäre, wenn wir mit ihm weiterfahren – und er sagte sofort ja.“
Was als kurzes Treffen begann, wurde zu einer gemeinsamen Fahrt über mehrere Stunden. Vom Col du Soulor ging es weiter Richtung Hautacam – eine legendäre Bergetappe, die Vingegaard im Training für die kommende Tour nutzte. Für die Jugendlichen war es weit mehr als eine sportliche Herausforderung.
„Er war wirklich interessiert an uns“, schwärmt Capelle. „Er hat mich gefragt, was ich im Radsport mache, ob ich Rennen fahre, und wir haben uns einfach ganz normal unterhalten. Es war, als würde man mit einem Kumpel fahren – nicht mit dem Tour-de-France-Sieger.“
Die Natürlichkeit, mit der sich der sonst so fokussierte Vingegaard auf seine jungen Begleiter einließ, beeindruckte Capelle nachhaltig. „Er war unglaublich nett. Kein bisschen abgehoben oder arrogant – er war einfach ein ganz normaler Mensch. Klar, er ist nicht am Anschlag gefahren, aber wir mussten trotzdem kämpfen, um an seinem Rad zu bleiben.“
Neben der sportlichen Inspiration hat Vingegaard bei den Nachwuchsfahrern offenbar auch als Mensch gepunktet. „Ich war früher eher Pogacar-Fan“, gibt Capelle zu. „Aber nachdem ich gesehen habe, wie er [Pogacar] dieses Jahr alles gewinnt, und wie Jonas mit uns umgegangen ist, bin ich jetzt eher auf Vingegaards Seite.“
Für Capelle und seine Freunde war es ein Tag, den sie so schnell nicht vergessen werden. „Für ihn war es wahrscheinlich nur eine lockere Trainingsfahrt. Für uns war es magisch. So etwas passiert einem vielleicht einmal im Leben – oder wenn man im Lotto gewinnt.“
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