„Er wird niemals gegen Tadej und Jonas gewinnen“ – Bruyneel mit knallhartem Urteil über Remco Evenepoels Tour de France Chancen

Radsport
Samstag, 16 August 2025 um 10:00
evenepoel
Jetzt weiß die ganze Radsportwelt offiziell, was ohnehin schon lange als eines der am schlechtesten gehüteten Geheimnisse galt: Remco Evenepoel wird Soudal – Quick-Step Ende der Saison 2025 verlassen und sich ab 2026 Red Bull – BORA – hansgrohe anschließen. Der Transfer des zweifachen Olympiasiegers war seit Jahren im Gespräch, Gerüchte hielten sich über weite Teile dieser Saison, ehe er Anfang des Monats bestätigt wurde. Sein Abschied bedeutet einen tektonischen Umbruch – sowohl für die beiden Teams als auch für den gesamten WorldTour-Zirkus – und hat bereits zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Keine jedoch war so explosiv wie die Einschätzung einer der umstrittensten Figuren im Radsport: Johan Bruyneel sprach in „On The Move+“ offen darüber, was der Wechsel für Evenepoels Karriere bedeutet – und machte dabei deutlich, dass er große Zweifel hat.
„Es war kein Geheimnis, dass Remco gehen wollte“, sagte Bruyneel. „Ich glaube definitiv, dass es für ihn ein guter Schritt ist. Es ist der Neuanfang und das Umfeld, das er gebraucht hat. Wenn er den nächsten Schritt machen wollte, musste er das Team wechseln.“ Der Grund liegt für ihn auf der Hand: Evenepoel sucht ein stärkeres, spezialisierteres Unterstützungsumfeld. Während Quick-Step zuletzt vieles um ihn herum aufgebaut hatte, blieb es doch ein klassikerorientiertes Team – nicht eines, das komplette Grand-Tour-Kletterzüge organisiert.
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Tadej Pogacar hat gesagt, dass er viel über den Ruhestand nachdenkt.
„Man darf nicht vergessen: Soudal – Quick-Step hat 95 Prozent seiner Wünsche erfüllt. Aber die Initiative musste immer von ihm kommen. Das wird der große Unterschied bei Red Bull – BORA – hansgrohe sein. Sie haben die Infrastruktur, das Personal und das Geld, um für ihn mitzudenken.“
Bruyneel scheute sich nicht, eine kühne Prognose zu Evenepoels Grenzen bei der Tour de France abzugeben: „Egal für welches Team Remco fährt – er wird die Tour niemals gegen Tadej und Jonas gewinnen. So einfach ist das. Man sollte die Tour eigentlich komplett ausklammern.“ Er verwies dabei auf das aktuelle Kräfteverhältnis im Männer-Etappenrennen, das in den letzten Jahren von Tadej Pogačar und Jonas Vingegaard dominiert wurde. „Es wäre vielleicht etwas anderes, wenn Pogačar nicht startet. Aber Remco war auch Vingegaard noch nie nahe – nicht einmal im vergangenen Jahr, als Jonas nicht bei 100 Prozent war.“
Der Belgier zeigte sich auch in Hinblick auf die nahe Zukunft realistisch. „Schaut, Pogačar und Vingegaard verschwinden in den nächsten Jahren nicht. Sie bleiben einfach bei UAE Team Emirates beziehungsweise Visma–Lease a Bike.“
Nach Ansicht von Bruyneel gehört Evenepoel zur nächsten Leistungsstufe – jener Gruppe von Spitzenfahrern, die zwar knapp hinter den beiden dominierenden Champions stehen, aber dennoch fast alles andere gewinnen können. „Hinter diesen beiden gibt es eine Gruppe von Fahrern, und Remco gehört dazu. Man darf nicht vergessen, dass er letztes Jahr Dritter bei der Tour wurde, die Vuelta bereits gewonnen hat und mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister ist … Er war der einzige Fahrer dieser Kategorie, der überhaupt verfügbar war.“
Aus BORA-Sicht ist die Verpflichtung von Evenepoel mindestens genauso sehr ein Coup in Sachen Strahlkraft wie in sportlicher Hinsicht. Er stößt zu einer Mannschaft, die bereits Primož Roglič, Jai Hindley und das neue Rundfahrt-Talent Florian Lipowitz in den Reihen hat. Für Bruyneel kein Problem, mehrere Kapitäne zu haben: „Wenn Tadej und Jonas am Start stehen, sind sie ohnehin nicht die Top-Favoriten. Sie müssen das Rennen also nicht tragen, und da kann man problemlos mit zwei Anführern antreten. Es bleibt lediglich abzuwarten, wer der Stärkere ist.“
Evenepoels Entscheidung spiegelt zugleich den Wandel in den Ambitionen von BORA seit der Partnerschaft mit Red Bull wider. Das deutsche Team verfügt nun über die finanziellen Mittel und die Infrastruktur, um mehrere Rundfahrtprojekte parallel zu stemmen. Sein Wechsel ist eingebettet in ein größeres Beben: Mattia Cattaneo, Sportdirektor Klaas Lodewyck und weitere Mitarbeiter von Soudal werden ihm folgen, während der frühere belgische Nationaltrainer Sven Vanthourenhout eine speziell auf Evenepoel zugeschnittene Rolle übernimmt – flankiert von Zak Dempster als Sportdirektor.
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