Adam Blythe ist überzeugt:
Tom Pidcock hat sich mit seiner starken Vorstellung auf der neunten Etappe endgültig in den Favoritenkreis der Vuelta a España 2025 gefahren. Der Brite kletterte in der Gesamtwertung auf Rang vier und zeigte dabei erstmals, dass er den besten Bergfahrern nicht nur folgen, sondern sie auch unter Druck setzen kann.
Im Gespräch mit TNT Sports erklärte Blythe, dass dies der bisher deutlichste Beweis sei, dass Pidcock mehr als nur ein Etappenjäger sei. „Das ist es, was wir in Frage gestellt haben – ob er das kann oder nicht“, sagte der frühere britische Meister. „Wenn er diese Konstanz hält, wird er nicht nur die Top 10 erreichen, sondern am Ende in Madrid wahrscheinlich sogar auf dem Podium stehen.“
Blythe betonte, dass Beständigkeit der Schlüssel sei. „Das tagein, tagaus durchzuziehen, ist das Schwierige. Aber wenn Tom sich etwas vornimmt, macht er es meist sehr gut. Ich traue ihm zu, dass er ganz nach oben kommt.“
Stephens: „Ein neuer Weg“ für Pidcock
Auch Matt Stephens zeigte sich beeindruckt – vor allem von der Szene im Finale, als Pidcock nicht nur Almeidas Tempo hielt, sondern ihn auf der Linie sogar überspurtete. „Es war ein regelrechter Blick-Duell-Kampf zwischen den beiden. Almeida forderte ihn heraus, und Tom hatte immer noch die Kraft, ihn zu überholen“, erklärte Stephens. „Dass er anschließend darüber lachen konnte, zeigt seine Reife.“
Besonders hob Stephens die mannschaftliche Geschlossenheit hervor. Das Q36.5 Pro Cycling Team habe sich kompromisslos um Pidcock geschart, und die Stimmung im Team sei spürbar positiv. „Das ist ein neuer Weg für ihn. So haben wir ihn noch nie gesehen – mit einem klaren Plan, als Leader. Es ist aufregend, gerade vor dem Ruhetag.“
Vingegaard sprengt das Rennen
Im Fokus stand allerdings auch Jonas Vingegaard, der mit einer explosiven Attacke am Schlussanstieg seinen zweiten Etappensieg holte. Blythe beschrieb den Antritt als „wie die letzten 200 Meter eines Sprints“. Nur Matteo Jorgenson konnte kurzzeitig folgen, während Giulio Ciccone einbrach.
Stephens betonte, dass Visma | Lease a Bike damit das angekündigte taktische Konzept über Bord geworfen habe. „Sie wollten eigentlich bis zur zweiten oder dritten Woche warten. Stattdessen haben sie früh zugeschlagen – ein brillanter psychologischer Hinterhalt“, analysierte der Ex-Profi.
Damit rückt Vingegaard näher an Spitzenreiter Torstein Traeen heran, der das Rote Trikot zwar verteidigte, aber verwundbar wirkte. Auch João Almeida zeigte erneut Aggressivität, doch die Diskussionen im Studio drehten sich vor allem um Pidcocks Fähigkeit, jede Beschleunigung mitzugehen und am Ende sogar Zweiter zu werden.
Pidcocks neuer Status
Dass Pidcock im Gesamtklassement plötzlich eine Rolle spielt, verändert die Perspektive auf ihn grundlegend. Bekannt für seine Vielseitigkeit und Klassiker-Qualitäten, beweist er nun die Ausdauer, um mit den besten Kletterern mitzuhalten. „Wir haben ihn noch nie so im GC-Mix gesehen“, sagte Stephens. „So zu fahren, mit dem ganzen Team im Rücken – das ist ein riesiger Schritt.“
Blythe stimmte zu: „Das war ein klares Zeichen, dass er genau dort ist, wo er sein sollte. Wenn er das wiederholt, ist ein Podium in Madrid absolut möglich.“
Pidcock selbst räumte nach der Etappe ein, dass er sich zeitweise zurückhielt und Almeidas Arbeit nicht immer mittragen konnte. Doch sein Antritt im Finale brachte ihm Platz zwei ein – und den Sprung vom elften auf den vierten Gesamtrang. Für viele ein Durchbruch.
Blick nach vorn
Der Ruhetag bietet Q36.5 die Chance, sich neu zu sortieren. Pidcock liegt nur 1:35 hinter Traeen und 58 Sekunden hinter Vingegaard. Almeida und Felix Gall folgen dicht dahinter – die Abstände versprechen Spannung.
Für Stephens ist die Richtung klar: „Egal was passiert, das ist ein neuer Weg für Tom – und er ist aufregend.“ Blythe brachte es noch deutlicher auf den Punkt: „Er hat gezeigt, dass er dazugehört. Der Weg ist lang, aber er könnte in Madrid auf dem Podium stehen.“